1.1 Atum Atum ist der altägyptische
Urgott und Schöpfer der Welt. Sein Name wird interpretiert
als der "noch nicht Vollendete" oder auch als "der Nichtseiende".
Atum herrschte, bevor Himmel und Erde getrennt wurden. In den
Pyramidentexten erscheint er als "Urhügel", als das erste,
was aus dem Chaos auftauchte. Skarabäus und Schlange sind
die ihm zugeordneten Tiere. Atum zeugte das erste Götterpaar,
Schu (Luft) und Tefnut (Feuchtigkeit) durch Selbstbefruchtung,
wobei die dabei betetiligte Hand als das in Atum ruhende weibliche
Element personifiziert wurde. Später wurden Atum und Re gleichgesetzt,
bei einer möglichen Differenzierung galt Atum als die Verkörperung
der Abendsonne.
1.2 Amun Begriff Amun [ägyptisch
= "Der Verborgene"] oder Ammon [griech.] ist ein altägyptischer
Gott, im Alten Testament "Amon" und in mittelbabylonischen Urkunden
"Aman" genannt, er wird bereits in den Pyramidentexten zusammen
mit seiner Gattin Amaunet als Urgott erwähnt. Nach altägyptischer
Deutung war er der im unsichtbaren Lufthauche Wirkende, zunächst
also ein Windgott, ein Beherrscher der Lüfte. Seit der 11.
Dynastie stieg er als Gott von Theben zusammen mit dieser Stadt
und seiner Gattin Mut zum Götterkönig auf. Kult Amun
wurde als ursprünglicher Schöpfergott im Bilde einer
Gans verehrt, sonst ist der Widder sein heiliges Tier, dieses
in seiner Eigenschaft als Fruchtbarkeitsgott. Auf Abbildungen
trägt er eine von einem hohen Federpaar gekrönte Kappe,
von der nach hinten ein Zierband herabhängt. Die Griechen
setzten ihn dem Zeus gleich.
1.3 Nofretete Nofretete (um 1360
v. Chr.), altägyptische Königin, Schwester und Frau
von Amenophis' IV. (Echnaton), ihre farbige Büste, 1912 in
Amarna gefunden, ist in den Staatlichen Museen, Berlin-Dahlem,
zu bewundern.
HOCH
Chinesische Denker:
2. Konfuzius
Erlebnisseite Chinesische Religionen "Konfuzius" ist die seit
dem 17. Jahrhundert in Europa gebräuchliche latinisierte
Form von Kung-fu-tse (geb. 551, gest. 479 v.Chr.), chinesischer
Philosoph und Religionsstifter. Konfuzius lehrte eine rationale
Sittenlehre, die Menschlichkeit, Respekt vor Alter und Weisheit,
Nächstenliebe und persönliche Tugend umfaßt. Seit
dem 2. Jahrhundert v.Chr. war der Konfuzianismus in China allgemein
verbreitete Grundlehre, seit dem 14. Jahrhundert n.Chr. die einzige
zugelassene Staatsdoktrin. 2.1 Konfuzianismus Erlebnisseite Chinesische
Religionen Der Konfuzianismus ist - neben dem Taoismus - eine
der Religionen Chinas. Er geht zurück auf den Weisheitslehrer
Konfuzius (551-479 v.Chr.). Viele sehen im Konfuzianismus eher
eine Morallehre als eine Religion; ein zentrales Element ist die
Anerkennung traditioneller Ordnungen. Denn das Ziel ist die harmonische
Versöhnung von Gegensätzen, wie sie grundlegend im Yin
und Yang zum Ausdruck kommen. Das Gedankengut des Konfuzianismus
hat die Kultur Asiens bis heute stark geprägt.
HOCH
3. Meng-tse
Meng-tse [geb. 372, gest. 289 v.Chr.] war ein chinesischer Philosoph,
der die Lehre des Konfuzius von Ort zu Ort, namentlich an Fürstenhöfe
getragen und sie auch dialektisch weitergebildet hat. Methodisch
erinnert er an den platonischen Sokrates, wie denn auch die Form
seiner Werke der Dialog ist. Aber sein Moralismus ist stark politischer
Art. Das wichtigste Element in der Nation ist das Volk, das am
wenigsten wichtige der Fürst, dessen Absetzung er sogar verlangt,
wo er die Altäre der Geister des Kornes und des Landes in
Gefahr bringt. Im Gefolge des Konfuzius betont Meng-tse mit besonderem
Nachdruck die Güte der menschlichen Natur. Von Meng-tse stammt
das schöne Wort: "Ich liebe das Leben und liebe die Gerechtigkeit,
aber wenn ich nicht beides bewahren kann, so würde ich das
Leben aufgeben und an der Gerechtigkeit festhalten". Seine Schriften
zählen als vierter der klassischen Schu der Chinesen.
HOCH
4. Me-ti
Auch Mo Ti, lat. Motius (geb. ca. 479, gest. 381 v. Chr.), chinesischer
Philosoph, Gegner der Lehre des Konfuzius.
5. Lao
Tse
Begriff Lao Tse, auch unter den neueren Schreibweisen Lao Tzu
oder Laozi bekannt, war einer der wichtigsten Weisheitslehrer
und Philosophen Chinas. Seine genaue Lebenszeit ist ungewiß,
er lebte im 6. Jh. v.Chr. und war ein Zeitgenosse des Konfuzius.
Über die Person des Lao Tse ist nicht viel bekannt, so daß
manche Sinologen annehmen, daß es eine reale Person dieses
Namens niemals gegeben hat und daß das berühmte Buch
"Tao Te King" (heutige Schreibweise: "Daodejing") - das Buch vom
Tao und vom Te - nicht von ihm stammt, sondern eine Sammlung chinesischer
Weisheitssprüche ist, die unter dem Namen von Lao Tse veröffentlicht
wurden. Da der Name "Alter Meister" bedeutet, stützt das
noch diese Annahme. Legende Falls es ihn wirklich gegeben hat,
könnte er Archivar am Hof der Chou in China gewesen sein.
Nach dem Niedergang dieses Herrscherhauses verließ er deren
Hof und zog nach Westen in das Land Ch'in. Dabei mußte er
einen hohen Gebirgspaß überschreiten. Auf Bitte des
Paßwächters schrieb er dort das "Tao Te King", ein
Buch, das im Chinesischen mehr als 5.000 Wörter umfaßt
und in 2 Teile untergliedert ist. Nachdem er dieses abgeschlossen
hatte, begab er sich in das Land Ch'in, wo sich seine Spur verliert.
Im "Tao Te King" werden die Grundlagen der Philosophie und der
späteren Religion des Taoismus ausführlich dargelegt.
HOCH
5.1 Taoismus Ein taoistischer
Tempel Erlebnisseite chinesische Religionen Begriff Der Taoismus
ist - neben dem Konfuzianismus - eine der großen Chinesische
Religionen. As sein Stifter gilt der Philosoph Laotse (heutige
Schreibweise "Lao-Tzu"). Dem reichen taoistischen Pantheon gehören
die meisten Götter der alten chinesischen Religion und selbst
manche buddhistische Gottheiten an. Dem Taoismus eigentlich sind
der "Jadekaiser", "Die drei Reinen" (eine Triade mit Lao-Tzu als
historischem Glied, der Gott des Kleinen Bären, auch "Große
Einheit" und "Herrscher droben im dunklen Himmel" genannt, "Wen-ch'ang,
der Gott der Literatur", der "Gott des Donners" dargestellt als
wilder Vogelmensch, und die "graziöse Göttin des Blitzes".
Dazu viele Sterne und Sternbilder, eine große Anzahl von
Heiligen oder Unsterblichen. Von den letzteren sind seit der Ming-Dynastie
die sog. "Acht Genien" besonders populär. Vom Buddhismus
hat der Taoismus wie vieles andere auch die Idee der jenseitigen
Vergeltung und eine Vielzahl von Himmeln und Höllen übernommen.
Außerdem kennt er als Aufenthalt der Genien 10 große
und 36 kleine "Himmlische Grotten" und 72 "selige Stätten",
wo Genien herrschen und auf Menschen warten, die das Tao suchen.
Der religiöse Taoismus Magische Vorstellungen und Praktiken,
die aus der Mystik der Vereinigung mit dem Tao abgeleitet wurden,
beherrschten den religiösen Taoismus. Bezeichnend für
ihn sind vor allem das Streben nach Unsterblichkeit und die Bekämpfung
des Teufels. Die Alchemisten versuchten, aus Zinnober und anderen
Stoffen flüssiges Gold, den Trank der Unsterblichkeit, herzustellen.
Damit das Elixir wirkte, mußte mit dem äußeren
Läuterungsprozeß der Elemente eine innere Läuterung
durch Atemübungen, Meditation, rituelle und ethische Vorbereitung
usw. Hand in Hand gehen. In den bösen Geistern sahen die
Taoisten die Yin-Kräfte der Natur am Werke. Die gute Yang-Kraft
dagegen war z.B. in heilkräftigen Pflanzen und rotgefärbten
Dingen verkörpert. Seit der Ming-Zeit wurden die schädlichen
Einflüsse in den sog. "Fünf Giftwesen" (gewöhnlich,
Spinne, Eidechse, Tausendfüßler, Schlange und Kröte)
zusammengefaßt. Man konnte sie bannen, vor allem durch Bilder,
auf denen sie vom Himmelsmeister Chang oder vom Geisttiger zertreten
wurden. Bei der Abwehr und Austreibung der Dämonen bediente
man sich auch des Chung K'uei, des Teufelsschrecks, mancherlei
Amulette, des Geisterschwerts, des Spiegels usw. Der philosophische
Taoismus Der philosophische Taoismus sieht im Menschen vornehmlich
nicht das Gesellschaftswesen, sondern das Naturwesen. Erleuchtet
ist, wer die Welt vom Standpunkt des Tao, des Urgrunds der zehntausend
Dinge, betrachtet. Sich dem Wirken des Tao zu überlassen,
und seiner spontanen, selbstlosen und unparteiischen Wirkweise
zu folgen, ist der Weg zu langem Leben und innerem Frieden. Tao
erscheint als Tor, als Wurzel, als das "geheimnisvoll Weibliche".
Die Empfänglichkeit für das Wirken des Tao symbolisieren
"Tal" und "Leeres Gerät". Die Vitalität des Werdenden,
Weichen, Schwachen, der "Säugling". Die Überlegenheit
des Niedrigen, Nachgiebigen, das "Wasser". Die klassischen Symbolfiguren
für taoistische Spontaneität und Ungebundenheit wurden
die "Sieben Weisen des Bambusshains" (um 275 n.Chr.) genannt.
Taoistische Naturliebe inspirierte die Naturpoesie, die Landschaftsmalerei
und andere.
5.1-1 Yin und Yang Yin und Yang
[chin. "dunkel-hell"] Yin und Yang sind Urbegriffe der chinesischen
Philosophie, vor allem des Konfuzianismus und des Taoismus. Sie
meinen das grundlegende kosmische Prinzip der Dualität. Die
Zweiheit von heller und von dunkler Geistigkeit kommt etwa in
den Gegensätzen von weiblich und männlich oder Himmel
und Erde zum Ausdruck. Als Gegensatzpaare, die sich einerseits
voraussetzen und andererseits ergänzen, symbolisieren sie
die vollkommene Harmonie.
HOCH
6. Tschuang-tse
Tschung-tse [ca. zweite Hälfte des vierten bis erste Hälfte
des dritten Jahrhunderts v.Chr.] war ein chinesischer Philosoph,
ein Hauptvertreter des Taoismus, einer der gedankenreichsten Geister
und glänzendsten Schriftsteller, die China je hervorgebracht
hat. Er verfaßte das Nan-hoa-king und führte den Mystizismus
von Lao Tse weiter, jedoch schon mit einem Einschlag kritischer
Skepsis, die seinen Äußerungen eine bald satirische,
bald humoristische Note verleiht. Mit beißender Ironie kehrt
er sich vor allem gegen Konfuzius, so in der auf ihn zurückgehenden
berühmten Anekdote von dessen Zusammentreffen mit Lao-tse,
wo dieser dem Konfuzius eine kräftige Abfuhr erteilt haben
soll.
HOCH
6.1 Mystizismus (lat./gr.), Wundergläubigkeit,
unechte Mystik.
6.1-2 Mystik [gr.], Form des religiösen
Erlebens, die durch vorbereitende asket. Übungen, durch Versenkung
(Kontemplation) oder auch durch Ekstase zu einer bewußten
Erfahrung der verehrten Gottheit gelangt. Mystik findet sich in
allen großen Religionen: im Taoismus Chinas, in der Vedanta
Indiens, in den Mysterien des antiken Griechenlands, als spekulative
Mystik im Neuplatonismus, im Sufismus des Islam, im jüd.
Chassidismus. Das Christentum erlebte eine Blütezeit der
Mystik zur Zeit der Gotik (Bernhard v. Clairvaux). Repräsentanten
der spekulat. Mystik sind Meister Eckart, Seuse, Tauler. Vertreter
eines myst. Pietismus war Jakob Böhme (siehe Böhme,
Jakob). Die bedeutendsten Mystiker Spaniens sind Theresia von
Avila und Johannes vom Kreuz, in Frankreich ist ihnen Franz v.
Sales (Salesianer) zuzurechnen. Die Mystik Rußlands fand
ihren Ausdruck im Starzentum.
Indische Denker:
7. Buddha
Eigentlich Siddhartha Gautama (ca. 560 bis 483 v.Chr.), indischer
Religionsstifter, Gründer des Buddhismus und der Lehre von
den vier edlen Wahrheiten: des Leidens, der Ursache des Leidens,
der Aufhebung des Leidens und der Erlösung vom ewigen Kreislauf
der Wiedergeburten. Ursprünglich als Prinz geboren, wandte
er sich im Laufe seines Lebens den weltlichen Dingen mehr und
mehr ab und führte schließlich ein Leben in Enthaltsamkeit
und Meditation.
7.1 Buddhismus (Info) Buddhismus
Erlebnisseite Buddhismus Buddhismus, weltweit Die Weltreligion
des Buddhismus wurde von Buddha gegründet. Sie breitete sich
von Indien seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. über ganz Asien
aus. Ziel des Buddhismus sind die Erlösung aus dem Kreislauf
der Wiedergeburten und der Eingang ins Nirwana (ewige Befreiung
vom weltlichen Leidensweg). Hauptrichtungen im buddhistischen
Glauben sind das Hinayana (in Thailand, Birma, Sri Lanka, Kambodscha),
und das Mahayana (in China, Indien), vorwiegend in Tibet, Japan,
Mongolei. Weltweit gibt es ca. 339 Mio. Buddhisten.
7.1-1 Buddhismus in Japan Die
Lehren des Buddhismus wurden im 6. Jahrhundert n.Chr. über
China und Korea in Japan bekannt. Seine Verbreitung war Ausdruck
eines starken chinesischen Einflusses auf Japan, der sich auch
auf die Architektur, Literatur, Kunst Mathematik und Medizin erstreckte.
Nach anfänglichen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und
Befürwortern der neuen Religion leitete Kronprinz Shôtoku
Taishi um 600 eine erste, lokal begrenzte, Blütezeit des
Buddhismus in Japan ein. Der Adel beteiligte sich an der Errichtung
von Tempeln, buddhistische Elemente wurden in das Hofritual eingegliedert.
Auf das Alltagsleben der Japaner hatte der Buddhismus zu dieser
Zeit jedoch noch recht wenig Einfluß. Daher verdrängte
er auch den Shintô-Kult nicht, der mit seinen völlig
anderen Glaubensvorstellungen andere geistige Bedürfnisse
befriedigte. In der Nara-Zeit (710-784) etablierte sich der Buddhismus
als staatstragendes Element. Der Einfluß dieser Religionsgemeinschaft
auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet wurde so stark, daß
sie einen wesentlichen Machtfaktor darstellte. Die Vermischung
von politischen und religiösen Interessen zeigt sich beispielsweise
an dem Tôdaiji-Tempel in der Hauptstadt Nara, der als höchster
Staatstempel und Haustempel der kaiserlichen Familie errichtet
wurde.
HOCH
7.2 Buddhas Tod Im Alter von ca.
80 Jahren erkrankte Buddha [Sanskrit = "der Erwachte, der Erleuchtete";
tibet. = "Sangsgays"; chin. = "Fo"; jap. = "Butsu"] der Religionsstifter
des Buddhismus um 486 v.Chr. beim Ort Kusinara in Indien an der
Ruhr und starb. Der Titel Buddha bezieht sich meist auf Gautama
Buddha, einen indischen Prinzen aus dem Adelsgeschlecht der Schakja
von Kapilawatsu, der nach der Überlieferung um 566 v.Chr.
geboren wurde. In Luxus lebend beeindruckten den jungen Prinzen,
die Begegnung mit einem alten Mann, einem Kranken, einem Mönchen
und einem Toten so sehr, daß er die Vergänglichkeit
der Welt als Asket überwinden wollte. Mit 29 Jahren verließ
er heimlich seine Familie. Buddhas Leben als Asket brachte ihm
aber nicht die erhoffte Erleuchtung. Erst als er einen Mittelweg
zwischen strenger Askese und Überfluß wählte,
erlangte er im Alter von 35 Jahren unter einem heiligen Baum bei
Bodh Gaja die Erleuchtung. Einer der Grundsätze des Buddhismus
ist, daß alles unbeständig ist und in allen Dingen
der Verfall innewohnt. Die dauernden Veränderungen eines
Menschen von der Geburt bis in den Tod werden als Kette von mehreren
Leben begriffen. Es gibt keine unwandelbare Essenz, Seele oder
ein solches Selbst. Die Buddhisten glauben, daß die Toten
wiedergeboren werden. In der Forschung galten die Lebensdaten
des Buddha lange Zeit als chronologische Fixpunkte der indischen
Geschichte. Fast alle altindischen Geschichtsdarstellungen schlossen
sich dieser Datierung an. In der modernen Forschung sind jedoch
erhebliche Zweifel an der Richtigkeit dieser Datierung angemeldet
worden. Man hat dargelegt, daß Buddha wahrscheinlich erst
100 Jahre nach der eigentlichen Überlieferung gelebt haben
soll.
8. Aschoka
Aschoka (geb. 272, gest. 232 v. Chr.), indischer König, verbreitete
den Buddhismus in ganz Indien. Hinterließ bedeutendes Gesetzgebungswerk.
HOCH
Frühhellenische Denker:
9. Orphiker
Begriff Die Orphiker, benannt nach Orpheus, waren eine Sekte,
die sich von Thrakien aus über Griechenland, Kreta, Süditalien
und Kleinasien verbreitete. Es waren mystisch-ethische, sich um
Dionysos scharende Wanderprediger, die etwa seit dem 6. Jh. v.Chr.
ihre Lehre auch aufschrieben. Der sog. Orphismus bzw. die Orphik
ist die erste Buchreligion. Im Zusammenhang damit scheint das
Wort "orthodox" im 5. Jh. v.Chr. in orphischen Kreisen Athens
aufgekommen zu sein. Lehre Ihre Lehre umfaßt eine ausgebildete
Theogonie und Anthropogonie mit der "nie alternden Zeit". Entstanden
aus der Asche der von Zeus vernichteten Titanen bringt der Mensch
als titanisches Erbe die Erbsünde mit auf die Welt, von der
er sich zu befreien hat, um sein dionysisches Erbe, die Seele,
zu retten. Dem dient ein sittliches Leben der Reinigungen und
der Enthaltsamkeit (Verbot des Fleisches, der Eier und der Bohnen).
Die Lehre vom Zustand nach dem Tod gefällt sich in der Ausmalung
der Seligkeit als Trinkgelage, aber weit mehr der Schrecken der
Hölle, die sie zu einem eigentlichen Ort der Bestrafung macht.
Sie kennt die Seelenwanderung, von deren Zwängen frei zu
werden letztes Ziel der Geweihten ist. Die Wirkung der Orphik,
welche die Bedeutung des Individuums in seinem Verhältnis
zu Schuld und Vergeltung so tief faßte, zeigt sich an Pythagoräern,
Pindar(os), Empedokles, Platon und zuletzt am Christentum, wo
z.B. aus Darstellungen in Katakomben ersichtlich ist, wie Christus
geradezu durch Orpheus symbolisiert wird.
HOCH
10. Pythagoras
Pythagoras (geb. auf Samos um 580, gest. in Metapontum 496 v.Chr.),
griechischer Philosoph. Pythagoras gründete um 532 v.Chr.
in Croton, Unteritalien, den Bund der Pythagoreer. Es handelte
sich dabei um eine orphische Gemeinschaft mit wissenschaftlichen,
religiösen, ethischen und auch politischen Zielen (Reform
der Gesellschaft). Ihre Einmischung in die Politik führte
zur Verfolgung und letztlich zur gewaltsamen Zerschlagung der
Pythagoreer um die Mitte des 5. Jahrhunderts v.Chr. Der Hauptbestandteil
der Lehre des Pythagoras war die Ansicht, daß die Zahl das
Wesen aller Dinge sei und letztlich alles Sein und jede Realität
auf Zahlenverhältnisse reduziert werden könne. Diese
Theorie wurde später auch auf die Musik, die Geometrie und
die Astronomie angewandt. In der Musik soll Pythagoras die Intervalle
Quinte, Quarte und Oktave erfunden haben, was sich jedoch ebensowenig
erhärten läßt wie seine Urheberschaft des sog.
Lehrsatzes des Pythagoras. Er fand jedoch heraus, daß die
Erde sich um ihre Achse dreht, und erkannte darin die Ursache
für Tag und Nacht. Die Anhänger des Pythagoras waren
durch eine Gütergemeinschaft miteinander verbunden. Der kultische
Mittelpunkt der Bewegung waren die sog. Orgien. Ihre Ethik war
auf eine harmonische Lebensführung gerichtet. Sie glaubten
an die Wanderung der Seelen (Metempsychosis), die im Gehirn ihren
Sitz hätten (siehe auch Seelenwanderung und Reinkarnation)
bis zur Erlösung durch die Reinigung der Seele. Von Pythagoras
ist kein Schrifttum überliefert. Er gab seine Lehren ausschließlich
mündlich weiter, weshalb es schwierig ist, sein Ideengut
von dem seiner Schüler zu trennen. Die sog. "Pythagoreischen
Myterien" hatten im 4. Jahrhundert v.Chr. in Unteritalien und
Griechenland großen Einfluß, so u.a. auf Aristoteles
und Plato. Die Pythagoreer konnten bedeutende wissenschaftliche
Entdeckungen erzielen. So vertrat etwa Archytas von Tarent bereits
die These von der Kugelgestalt der Erde. Für die Ausprägung
der Mathematik und der westlichen, rationalen Philosophie war
Pythagoras von fundamentaler Bedeutung. Zu erneutem Aufstieg seiner
Gedanken führte die Bewegung der Neupythagoreer in der Renaissance.
So wurde Johannes Kepler durch Pythagoras zur Entdeckung seiner
Gesetze (Keplersche Gesetze) geführt.
HOCH
11. Anaxagoras
Anaxagoras (geb. um 500 v. Chr., gest. 428 v. Chr.), griechischer
Philosoph, bedeutender Vertreter der sogenannten Vorsokratiker
(siehe auch Naturphilosophie). Wie die meisten vorsokratischen
Philosophen stammte auch Anaxagoras von der Küste Kleinasiens,
wirkte jedoch größtenteils in Athen. Hier stand er
in enger Verbindung zu Perikles und mußte schließlich
aufgrund einer Anklage wegen Gottlosigkeit aus Athen fliehen,
wahrscheinlich weil er behauptete, die Sonne bestehe aus glühendem
Gestein. Wie für die vorsokratische Philosophie insgesamt
stehen auch für die Philosophie des Anaxagoras in der Abkehr
von mythologisch-religiösen Deutungsmustern der Welt zwei
Grundfragen im Mittelpunkt: Welches sind die Urelemente des Kosmos,
und wie oder durch wen bzw. was sind sie beseelt? In Anbetracht
der eingeschränkten Erkenntnismöglichkeiten muß
man eine solche Philosophie als intuitive Naturphilosophie bezeichnen.
So erklärte Anaxagoras das Bestehen der Welt aus atomähnlichen
Kleinstsubstanzen, den sogenannten Homöomerien, die jedoch
anders als die Atome bereits alles des Ganzen in sich enthalten.
Die kosmologische Ordnung der Dinge wird dabei durch den sogenannten
"nous" hergestellt, eine als materiell vorgestellte Vernunftsubstanz,
die primär den belebten Dingen eigen ist. Insbesondere die
Vorstellung des nous hat die weitere Philosophiegeschichte maßgeblich
geprägt, da sie ein vernünftiges Weltprinzip nicht göttlich,
sondern natürlich zu interpretieren suchte und so die Philosophie
von theologischen Erklärungsmustern emanzipierte. Zudem spielten
astronomische und physikalische Theorien eine bedeutende Rolle
in einer solchen Philosophie. Neben vielen heute äußerst
kurios wirkenden Vorstellungen ging Anaxagoras bereits davon aus,
daß der Mond sein Licht von der Sonne hat und daß
diese selbst aus glühendem Gestein besteht. Es sind jedoch
weniger die konkreten Inhalte der vorsokratischen Philosophie,
die hier entscheidend sind, sondern vielmehr die neu geschaffenen
Freiräume des Denkens, die als Grundlage der abendländischen
Philosophiegeschichte interpretiert werden können.
HOCH
12.
Empedokles
Empedokles (geb. um 485/492 v.Chr. in Agrigent, gest. um 425 v.Chr.)
war griechischer Naturphilosoph, Arzt und Priester. Empedokles
schuf ähnlich den Eleaten eine Einheitslehre der Welt, die
aus den von ihm so bezeichneten Elementen (Erde, Wasser, Luft,
Feuer) besteht. Er sah alles Leben als Mischung dieser Elemente
an, die sich vom elementaren Urzustand immer vielfältiger
entwickelten, wobei als Triebkräfte dieser Entwicklung Anziehung
und Abstoßung, bzw. Liebe und Haß genannt werden.
Von den Lebewesen sind zuerst die Pflanzen aus dieser Mischung
entstanden, später dann die Tiere in der Reihenfolge ihres
Entwicklungsstandes.
13. Demokrit
Demokrit aus Abdera (geb. um 460 v.Chr. in Abdera, gest. um 370
v.Chr. ebenda), griechischer Philosoph, stellte mit Leukippos
die erste Atomtheorie auf. In ihr werden Atome als kleinste, unteilbare
Teilchen aufgefaßt, aus denen sich die Materie aufbaut.
Atome besitzen keine Eigenschaften, die wir wahrnehmen können,
sondern nur denken. Die wahrnehmbaren Eigenschaften beruhen auf
der Wechselwirkung der Atome bzw. auf ihrer unterschiedlichen
Stellung zueinander. Zur Veranschaulichung haben sie dies mit
der Reihenfolge von Buchstaben verglichen: EINS bedeutet etwas
anderes als SEIN. Der Atomismus ist die erste mechanische Weltvorstellung,
die also bei der Erklärung der Naturerscheinungen weder auf
die Theologie noch die Teleologie zurückgreift, d.h. die
weder eine bevorzugte Bewegungsrichtung noch ein planendes Moment
beinhaltet. Hiernach braucht Bewegung auch keine äußere
Ursache. Atome sind bewegende Teilchen, die nicht in Ruhe zu denken
sind. Der Atomismus wurde in der nachfolgenden Philosophie vor
allem durch Epikur und Lukrez entscheidend weiterentwickelt. In
der Neuzeit erfuhr der Atomismus durch die naturwissenschaftlichen
Entdeckungen und die Erkenntnisse der Mechanik entscheidende Impulse.
Mit der Entdeckung des Atomgewichts (Dalton) und dem periodischen
System ging die Atomistik in die Atomphysik über, wobei die
Atome hier bereits als strukturierte und zusammengesetzte Elemente
erkannt wurden.
HOCH
14. Zoroaster
Zarathustra, altiranischer Religionsstifter. Nach mancher Auffassung
trat Zoroaster im 11. Jh. v.Chr., nach anderer im 6. Jh. v.Chr.
auf. Seine Lehre, der Mazdaismus, war geprägt durch einen
starken Dualismus, der sich bis in das Gottesbild auswirkte: Dem
"Heiligen Geist", der zu dem von Zoroaster verkündeten Gott
Mazdah Ahura hält, steht der "Böse Geist" (Ahriman)
gegenüber. Unter den persischen Dynastien der Achaimeniden
und der Sassaniden war Zoroasters Lehre die herrschende Religion.
Für Nietzsche wurde Zoroaster in dem Buch "Also sprach Zarathustra"
zum Symbol des "Übermenschen".
14.1 Achaimeniden Die Achaimeniden
waren ein altpersisches Herrschergeschlecht, das auf den sagenhaften
Herrscher Achaimenes (frühes 8. Jh. v.Chr.) zurückgeht.
Der bedeutendste der Achaimeniden war Kyros der Große, der
Begründer des Persischen Reichs. Die größte Ausdehnung
hatte das Reich unter dem Achaimeniden Dareios I., der die Herrschaft
über den Iran, Ägypten und Vorderasien innehatte. Das
von den Achaimeniden geschaffene Verwaltungssystem basierte auf
der Einteilung des Reichs in 20 Provinzen, deren Verwaltung in
den Händen von Statthaltern, sog. Satrapen, lag. Neben einer
Neugestaltung des Rechts- und Währungssystems wurde insbesondere
die persische Kunst, die in dieser Zeit zu einer hohen Blüte
gelangte, von den Achaimeniden gefördert. Davon zeugen u.a.
die architektonischen Überreste der Palastanlage von Persepolis,
der alten Residenz der persischen Herrscher. Mit der Ermordung
von Dareios III. erlosch das Geschlecht um 331 v.Chr.
14.2 Sassaniden Das Geschlecht
der Sassaniden herrschte als Königshaus von 224-651 n.Chr.
über Persien. Im Jahr 224 konnte Ardaschir I., ein persischer
Kleinkönig, die Königswürde des zerfallenen Partherreichs
an sich reißen und gründete die Dynastie der Sassaniden.
Ardaschir ließ sein neues Reich expandieren und eroberte
mehrere Nachbarreiche, schließlich marschierte er in Indien
ein und forderte hohen Tribut von den Herrschern des Punjab. Unter
seiner Herrschaft wurde der Zoroastrismus zur Staatsreligion Persiens.
Im Jahr 240 n.Chr. bestieg Ardaschirs Sohn Schapur I. den Thron,
der erfolgreich gegen die römischen Invasoren kämpfte.
Die von Schapur I. eroberten Gebiete Mesopotamiens, Syriens und
Kleinasiens verlor er 260-263 an Odaenathus, den Fürsten
von Palmyra, und Verbündeten des Römischen Reichs. Sein
Nachfolger Narses griff im Jahr 297 die Römer erneut an,
unterlag jedoch und mußte die Westgrenze Persiens vom Euphrat
an den Tigris verlegen und mehrere Gebiete an Rom abtreten. Schapur
II., der von 309-379 regierte, konnte die verlorenen Gebiete jedoch
in 3 Kriegen gegen die Römer zurückerobern. Yazdgard
I. und sein Nachfolger Bahram V. verfolgten zu Beginn des 5. Jh.
massiv die Christen in Persien. Bahram führte den Krieg gegen
Rom 420 fort, der jedoch bereits 422 mit einer Niederlage Persiens
endete. in einem Friedensvertrag verlangten die Römer Toleranz
gegenüber den persischen Christen, ihrerseits versprachen
sie, die persiche Religion des Zoroastrismus im Römischen
Reich anzuerkennen. Ende des 5. Jh. besiegten die Hephthaliten
den persischen König Firuz II. (483) und forderten Tribut.
In diesem Jahr wurde die christliche Glaubensrichtung des Nestorianismus
zur neuen Staatsreligion. Mazdak, ein zoroastrischen Hohepriester,
vermochte Einfluß auf Kawadh I. auszuüben, der im Jahr
498 von seinem dem orthodoxen Glauben angehörenden Bruder
Zamasp abgesetzt wurde. Im Jahr 501 kam Kawadh mit Hilfe der Hephthaliten
wieder an die Macht und wendete sich von den Lehren des Mazdak
ab, dessen Anhänger wurden verfolgt. Kawadhs Sohn Chosrau
I. kämpfte mit Erfolg gegen den oströmischen Kaiser
Justinian I. und konnte seinen Einflußbereich bis an das
Schwarzen Meer ausdehnen. Erneut wurde der Zoroastrismus zur Staatsreligion.
Chosrau II. begann am Anfang des 7. Jh. einen Krieg gegen das
Byzantinische Reich. Bis 616 hatte er weite Teile des südwestlichen
Kleinasiens und Ägypten erobert. Zwischen 622-627 konnten
die Byzantiner die persische Macht zurückdrängen und
in ihre Grenzen verweisen. Der letzte Sassanidenherrscher, Yazdgard
III., mußte nach und nach den Arabern weichen, der Islam
setzte sich durch.
HOCH
15. Heraklit
von Ephesos
Heraklit von Ephesos (geb. in Ephesus um 540 v.Chr., gest. um
480 v.Chr.), griechischer Philosoph. Über Heraklits Leben
ist wenig bekannt. Es sind keine Aufzeichnungen von ihm selbst
übermittelt. Seine Ideen werden lediglich fragmentarisch
bei einigen anderen antiken Autoren reflektiert, so z.B. bei Plato.
Heraklit wurde bekannt für seine Kosmologie, nach der das
Ursprungsmaterial aller Dinge das Feuer ist. Er verglich Feuer
auch mit dem Leben auf der Erde, daß einmal hell flackert,
dann wieder nahezu ausgelöscht wird. Der wesentliche Zug
seiner Philosophie ist die Einsicht in die wechselseitige Abhängigkeit
und Notwendigkeit von Gegensätzen. So definieren sich Gesundheit
und Krankheit, gut und böse, heiß und kalt gegenseitig.
Jeder Ausschlag in eine Richtung wird unweigerlich von einer entgegengesetzten
Tendenz gefolgt. Alles, was scheinbar auseinaderstrebt, wird letztlich
zusammenkommen. Der so bezeichnete Gegensatz, den Heraklit metaphorisch
"Krieg" nannte, ist auf diese Weise der "Vater aller Dinge". Seine
Einsicht faßte er in der bekannt gewordenen Formel "panta
rhei" ("alles fließt") zusammen. Dieses dynamische Gleichgewicht
versöhnte Heraklit mit dem Bewußtsein des Chaos und
der Mißstände auf der Welt. Er sah hinter den Dingen
eine geheime Verbindung, so daß alles, was wie ein Gegensatz
aussieht oder sich scheinbar im Wandel befindet, doch eine Einheit
bildet. Er brachte dafür das Beispiel vom Fluß, dessen
Wasser ständig wechselt, und der doch derselbe bleibt. Heraklit
betonte die Notwendigkeit eines harmonischen Zusammenlebens der
Menschen, die meist nicht in genügender Weise auf den Verstand
(logos) hören würden. Der Philosoph war zu Lebzeiten
nicht populär und wurde noch von nachfolgenden Biographen
der Antike mit Spott bedacht. Er übte großen Einfluß
auf Plato und auf die Stoa aus.
HOCH
16. Platon
Platon Platon (geb. 427 v.Chr. in Athen, gest. 348/347 v.Chr.
ebenda), griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, mit
Aristoteles Begründer der abendländischen Philosophie,
schuf die erste Akademie. Sein philosophisches Werk Entwickelte
als erster in seiner Ideenlehre einen objektiven, transzendenten
Idealismus, nach dem die materielle Wirklichkeit nur das unvollkommene
Abbild einer unveränderlichen und wahren Ideenwelt ist, wobei
die Idee des Guten im Mittelpunkt steht. In seinem Höhlengleichnis
veranschaulicht er diesen Dualismus von Ideen und Wahrnehmung,
wobei die sinnliche Wahrnehmung nur die trügerischen Schatten
der objektiven Dinge bzw. Ideen erkennt. Der Idee entspricht nur
der philosophisch gebildete Begriff, nicht aber die Anschauung
von den Dingen. Somit begründete Platon auch die kategoriale
Differenz von wandelbarer Wirklichkeit und unwandelbarer Wahrheit,
die letztlich den Maßstab der Philosophie ausmacht. Die
Seelenlehre Platons In seiner Seelenlehre ist die Seele unsterblich,
voller Erlösungssehnsucht, gibt es eine Seelenwanderung,
und alles Wissen ist auf Grund der früheren vorleiblichen
Existenz der Seele nur "Wiedererinnerung". Da die Seele als die
Instanz ausgemacht wird, die an den wahren Ideen teilhat, beweist
das zugleich ihre Unsterblichkeit. Platons Gottesauffassung Seine
Gottesauffassung kennt einen Gott, der als Weltbaumeister den
Kosmos durch Maß und Zahl aus chaotischem Gemenge schuf.
Diese Ordnung zu ergründen ist zudem Aufgabe der Philosophie.
Platons Staatslehre Platon vergleicht in seinem Hauptwerk, der
"Politeia" (Der Staat: über die Gerechtigkeit), den Staat
mit dem Menschen, d.h. mit der körperlichen Funktionalität
und der geistigen Lenkung. Höchste Aufgabe ist primär
die Selbsterhaltung, die über die Bildung der Bürger,
die adäquate Erfüllung der anfallenden Aufgaben und
die Staatsführung im Sinne der Weisheit gewährleistet
werden muß. Platon geht dabei von einer natürlichen
Ungleichheit unter den Menschen aus, wobei jedem Stand entsprechende
Tugenden zukommen, wobei Tugenden hier die möglichst gute
Erfüllung der bestehenden Anforderungen meint, also Tüchtigkeit.
Der unterste Stand ist dabei der der Bauern und Handwerker, die
für die materialen Grundlagen der Gesellschaft verantwortlich
sind, der sogenannte "Nährstand". Ihre Tugenden sollen demnach
Gehorsam, Arbeitssamkeit und Selbstbescheidung sein. Der zweite
Stand ist der der Krieger und Staatsdiener, der "Wehrstand". Durch
die Tugenden von Tapferkeit und Pflichterfüllung soll dieser
Stand die Sicherheit nach außen durch Abwehr der Feinde
sichern, nach innen durch Wahrung der Gesetze. Die Gesetze wiederum
werden von den Herrschern (Herrstand) erlassen und formuliert,
deren Tugend die praktische Weisheit und die Gerechtigkeit darstellt.
Zum Teil scheint Platon hierbei die Herrscher mit den Philosophen
gleichzusetzen. Der Versuch Platons, dieses Staatsideal auch praktisch
umzusetzen, nämlich im Reiche des Tyrannen Dionysius (heute
Sizilien), scheiterte. Platons Staatsphilosophie jedoch, die historisch
auch der Einheit der griechischen Polis verpflichtet war, wurde
im Laufe der Philosophiegeschichte zum Ausgangspunkt zahlreicher
Staatsutopien, wobei das Ziel der Gerechtigkeit im Mittelpunkt
stand. Platons Schriften Platons Schriften sind überwiegend
in Dialogform überliefert (Platonische Dialoge), so: "Apologie"
(Verteidigung des Sokrates), "Kriton" (Über die Gesetze),
"Symposion" (Gastmahl; über den Eros) u.v.m. Platons Kosmologie
In seiner Schrift Phaidon vertritt Platon die Lehre von der Kugelgestalt
der Erde (siehe Erde als Kugel: er vergleicht die Erde mit einem
aus zwölf Stücken zusammengesetzten Lederball. Eine
weitere Begründung seiner Annahme gibt er nicht, woraus geschlossen
werden kann, daß die Kugelgestalt der Erde zu seiner Zeit
weitgehend anerkannt war. Platon behandelt im Phaidon auch die
physische Gliederung der Erde sowie die Beschaffenheit des Erdinneren.
Er nimmt eine Trennung der Weltmeere an, d.h. diese haben jeweils
ihre eigenen, untereinander nicht in Verbindung stehenden Becken.
Für das Erdinnere postuliert Platon ein Sammelbecken des
Wassers, den Tartaros, aus dem die Ströme der Erdoberfläche
entspringen und wohin ihr Wasser über das Meer wieder zurückfließt.
Weiter nimmt Platon ein System unterirdischer Ströme an,
von denen vor alem vier bedeutsam sind: Der größte
ist der Okeanos; diesem gegenüber und in entgegengesetzter
Richtung fließt der Acheron. Der dritte Strom ist der Kokytos,
dem gegenüber sich der Pyriphlegethon [griech. = Feuerstrom]
in den Tataros ergießt. Der Pyriphlegethon war nach Platon
für die vulkanischen Erscheinungen an der Erdoberfläche
verantwortlich. Die Platonische Kosmologie, insbesondere auch
seine Lehre vom unterirdischen Wasserkreislauf sowie der Existenz
eines unterirdischen Feuerstroms, war außerordentlich einflußreich
und läßt sich bis ins 18. Jahrhundert nachweisen.
HOCH
16.1 Platon Platon Platon (geb.
427 v.Chr. in Athen, gest. 348/347 v.Chr. ebenda), griechischer
Philosoph, Schüler des Sokrates, mit Aristoteles Begründer
der abendländischen Philosophie, schuf die erste Akademie.
Sein philosophisches Werk Entwickelte als erster in seiner Ideenlehre
einen objektiven, transzendenten Idealismus, nach dem die materielle
Wirklichkeit nur das unvollkommene Abbild einer unveränderlichen
und wahren Ideenwelt ist, wobei die Idee des Guten im Mittelpunkt
steht. In seinem Höhlengleichnis veranschaulicht er diesen
Dualismus von Ideen und Wahrnehmung, wobei die sinnliche Wahrnehmung
nur die trügerischen Schatten der objektiven Dinge bzw. Ideen
erkennt. Der Idee entspricht nur der philosophisch gebildete Begriff,
nicht aber die Anschauung von den Dingen. Somit begründete
Platon auch die kategoriale Differenz von wandelbarer Wirklichkeit
und unwandelbarer Wahrheit, die letztlich den Maßstab der
Philosophie ausmacht. Die Seelenlehre Platons In seiner Seelenlehre
ist die Seele unsterblich, voller Erlösungssehnsucht, gibt
es eine Seelenwanderung, und alles Wissen ist auf Grund der früheren
vorleiblichen Existenz der Seele nur "Wiedererinnerung". Da die
Seele als die Instanz ausgemacht wird, die an den wahren Ideen
teilhat, beweist das zugleich ihre Unsterblichkeit. Platons Gottesauffassung
Seine Gottesauffassung kennt einen Gott, der als Weltbaumeister
den Kosmos durch Maß und Zahl aus chaotischem Gemenge schuf.
Diese Ordnung zu ergründen ist zudem Aufgabe der Philosophie.
Platons Staatslehre Platon vergleicht in seinem Hauptwerk, der
"Politeia" (Der Staat: über die Gerechtigkeit), den Staat
mit dem Menschen, d.h. mit der körperlichen Funktionalität
und der geistigen Lenkung. Höchste Aufgabe ist primär
die Selbsterhaltung, die über die Bildung der Bürger,
die adäquate Erfüllung der anfallenden Aufgaben und
die Staatsführung im Sinne der Weisheit gewährleistet
werden muß. Platon geht dabei von einer natürlichen
Ungleichheit unter den Menschen aus, wobei jedem Stand entsprechende
Tugenden zukommen, wobei Tugenden hier die möglichst gute
Erfüllung der bestehenden Anforderungen meint, also Tüchtigkeit.
Der unterste Stand ist dabei der der Bauern und Handwerker, die
für die materialen Grundlagen der Gesellschaft verantwortlich
sind, der sogenannte "Nährstand". Ihre Tugenden sollen demnach
Gehorsam, Arbeitssamkeit und Selbstbescheidung sein. Der zweite
Stand ist der der Krieger und Staatsdiener, der "Wehrstand". Durch
die Tugenden von Tapferkeit und Pflichterfüllung soll dieser
Stand die Sicherheit nach außen durch Abwehr der Feinde
sichern, nach innen durch Wahrung der Gesetze. Die Gesetze wiederum
werden von den Herrschern (Herrstand) erlassen und formuliert,
deren Tugend die praktische Weisheit und die Gerechtigkeit darstellt.
Zum Teil scheint Platon hierbei die Herrscher mit den Philosophen
gleichzusetzen. Der Versuch Platons, dieses Staatsideal auch praktisch
umzusetzen, nämlich im Reiche des Tyrannen Dionysius (heute
Sizilien), scheiterte. Platons Staatsphilosophie jedoch, die historisch
auch der Einheit der griechischen Polis verpflichtet war, wurde
im Laufe der Philosophiegeschichte zum Ausgangspunkt zahlreicher
Staatsutopien, wobei das Ziel der Gerechtigkeit im Mittelpunkt
stand. Platons Schriften Platons Schriften sind überwiegend
in Dialogform überliefert (Platonische Dialoge), so: "Apologie"
(Verteidigung des Sokrates), "Kriton" (Über die Gesetze),
"Symposion" (Gastmahl; über den Eros) u.v.m. Platons Kosmologie
In seiner Schrift Phaidon vertritt Platon die Lehre von der Kugelgestalt
der Erde (siehe Erde als Kugel: er vergleicht die Erde mit einem
aus zwölf Stücken zusammengesetzten Lederball. Eine
weitere Begründung seiner Annahme gibt er nicht, woraus geschlossen
werden kann, daß die Kugelgestalt der Erde zu seiner Zeit
weitgehend anerkannt war. Platon behandelt im Phaidon auch die
physische Gliederung der Erde sowie die Beschaffenheit des Erdinneren.
Er nimmt eine Trennung der Weltmeere an, d.h. diese haben jeweils
ihre eigenen, untereinander nicht in Verbindung stehenden Becken.
Für das Erdinnere postuliert Platon ein Sammelbecken des
Wassers, den Tartaros, aus dem die Ströme der Erdoberfläche
entspringen und wohin ihr Wasser über das Meer wieder zurückfließt.
Weiter nimmt Platon ein System unterirdischer Ströme an,
von denen vor alem vier bedeutsam sind: Der größte
ist der Okeanos; diesem gegenüber und in entgegengesetzter
Richtung fließt der Acheron. Der dritte Strom ist der Kokytos,
dem gegenüber sich der Pyriphlegethon [griech. = Feuerstrom]
in den Tataros ergießt. Der Pyriphlegethon war nach Platon
für die vulkanischen Erscheinungen an der Erdoberfläche
verantwortlich. Die Platonische Kosmologie, insbesondere auch
seine Lehre vom unterirdischen Wasserkreislauf sowie der Existenz
eines unterirdischen Feuerstroms, war außerordentlich einflußreich
und läßt sich bis ins 18. Jahrhundert nachweisen. 16.2
platonische Liebe Eigentlich der Drang nach philosophischer Erkenntnis,
die Liebe zur Weisheit bzw. Philosophie, die bei Platon allerdings
nicht die körperliche Liebe homo- oder heterosexueller Art
ausschließt, da der Eros-Begriff (so im Symposion) äußerst
vielseitig verstanden wurde. Platon selbst hat damit auch die
Liebe zwischen Mann und Jüngling bezeichnet.
HOCH
17. Sokrates
Sokrates Sokrates (geb. um 469, gest. 399 v. Chr.), griechischer
Philosoph, Lehrer Platos und Xenophons. Suchte im Gespräch
mit seinen Athener Mitbürgern durch ruheloses, geschicktes
Fragen Selbstkritik zu wecken (sokratische Ironie: "Ich weiß,
daß ich nichts weiß"), die dann zum Ausgangspunkt
für selbständiges, einsichtiges Denken werden sollte,
das rechtes, sittliches Handeln zur Folge haben mußte (sokratische
Mäeitik = Hebammenkunst). Nach Sokrates ist Tugend Wissen.
Mit seiner Methode war er formal ein Vertreter des Sophismus,
inhaltlich aber überwand er ihn. Vom Athener Gericht der
Gottlosigkeit und Verführung der Jugend angeklagt und zum
Tode verurteilt (Schierlingsbecher). Da er selber für die
Befolgung der Gesetze eintrat, lehnte er eine Flucht aus dem Gefängnis
ab. Von Sokrates selbst sind keine Schriften vorhanden, aber in
den Werken seiner Schüler, vor allem von Platon, sind seine
Dialoge überliefert. Mit seiner Überwindung des Sophismus
war er von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung
der Philosophie.
HOCH
Weltdenker nach Aristoteles
18. Aristoteles
Aristoteles Aristoteles (geb. 384 v.Chr. in Stageira, daher auch
Stagirit genannt, gest. 322 in Chalkis auf Euböa), neben
Platon bedeutendster griechischer Philosoph. Biographie Um 367
ging Aristoteles nach Athen, um dort an der von Platon begründeten
Akademie zu studieren. Ca. 20 Jahre blieb er bei seinem Lehrer
Platon und entwickelte in dieser Zeit eine eigenständige
philosophische Postition, die in ihren empirisch-pragmatischen
Aspekten stark von der Ideenlehre Platons abwich. Nachdem 347
die Leitung der Akademie an Speusippos, den Neffen Platons, überging,
kam es aufgrund verschiedener Differenzen zum Bruch, auf den hin
Aristoteles die Akademie verließ und nach Kleinasien reiste.
Um 343 wurde Aristoteles von Philipp von Makedonien zum Erzieher
Alexanders (später Alexander der Große) ernannt und
kehrte erst nach dessen Herrschaftsantritt nach Athen zurück.
Dort gründete er nach dem Modell der Akademie eine eigene
Schule, das sogenannte Lykeion, wo er seine Vorlesungen hielt,
die als Mitschriften den größten Teil des Aristotelischen
Werkes ausmachen und die, da sie eigentlich nicht für die
Öffentlichkeit bestimmt waren, auch als esoterische Schriften
von den veröffentlichten exoterischen unterschieden werden.
Als die Athener sich gegen die makedonischen Herrschaftsansprüche
zur Wehr setzten, mußte Aristoteles Athen verlassen, da
ihm ansonsten die Todesstrafe drohte. Er floh nach Chalkis, wo
er im Alter von 62 Jahren verstarb. Philosophie Wie oben bereits
erwähnt, tragen die meisten überlieferten Werke des
Aristoteles den Charakter von Vorlesungsmitschriften. Das thematisch
vielseitige Gesamtwerk läßt sich dabei wie folgt gliedern:
1) Aristoteles gilt als Begründer der formalen Logik, die
bis zum 19. Jahrhundert die wichtigste Grundlage der Logik allgemein
darstellte. In seinem Organon, in dem die logischen Schriften
zusammengefaßt wurden, formuliert Aristoteles die Gesetzmäßigkeiten
des diskursiven Denkens, begründet ein logisches Begriffsinstrumentarium
und setzt sich mit Problemen des Urteils sowie mit weitreichenden
Definitionsversuchen auseinander. U.a. wird hier die Form des
Syllogismus behandelt, wobei über die Setzung von Minimal-
und Maximalprämissen die Conclusio, d.h. die logische Schlußfolgerung,
gezogen werden kann. 2) In seinen physikalisch-naturwissenschaftlichen
Schriften entwickelte Aristoteles eine Konzeption der kosmologischen
Ordnung sowie biologische Analysen. Auch seine heute als pseudowissenschaftlich
einzustufende Elementarlehre, u.a. die Theorie der Himmelssphären,
fällt in diesen Bereich. 3) In seiner Ontologie versucht
Aristoteles eine Betrachtung über das Seiende in seiner Gesamtheit,
so über den Begriff und die Beschaffenheit der Substanz und
das Verhältnis von Kausalitäten, und entwickelt die
Lehre von den "Ersten Prinzipien" und dem sogenannten "Ersten
Beweger", eine Art göttlicher Urgrund, der am Anfang einer
Kausalkette stehen muß und zudem als letzter Zweck umgedeutet
wird. 4) Die auch für heutige Diskussionen und philosophische
Auseinandersetzungen relevanten Theorien betreffen vor allem die
philosophische Konzeption des Menschen als ein politisches Wesen
[zoon politicon] zwischen praktischen und theoretischen Fähigkeiten.
In seiner Metaphysik, die allerdings viele aufgeworfene Fragen
ohne Lösung beläßt, formuliert Aristoteles das
höchste Gut eines immateriellen Geistes und die Theorie des
ersten unbewegten Bewegers, die konstitutiv ist für die aristotelische
Teleologie. In den Schriften zur Ethik wiederum (insb. in der
"Nikomachischen Ethik") entwickelt er eine Vorstellung vom Menschen,
die zwischen pragmatischen und theoretischen Ansprüchen bisweilen
unentschieden bleibt. Letztlich jedoch scheint das höchste
Gut des Menschen die rein theoretische Beschäftigung des
Geistes und die Betrachtung der Wahrheit zu sein, die Aristoteles
allerdings entsprechend der gesellschaftlichen Hierarchie als
Möglichkeit nur wenigen Menschen zuerkennt. Primär allerdings
entwickelt er die Ethik als praktische Wissenschaft, die allein
um der guten Handlungen willen und nicht um theoretische Wahrheiten
besteht. Hierbei spielen die Tugendlehre, Fragen der Gerechtigkeit,
des Glücks, der Lust und der Freundschaft eine große
Rolle. Das "gute Leben" bedeutet dabei zum einen die möglichst
gute Erfüllung der gesellschaftlichen Rolle sowie andererseits
die Entfaltung der individuellen Anlagen, wobei Glück und
Lust tendenziell als Kriterien eines guten Lebens fungieren und
zudem die notwendigen Voraussetzungen eines "guten Lebens" in
den Blick genommen werden. Die Politik wird von Aristoteles als
eine Art Fortsetzung der Ethik gedacht. Beide handeln als praktische
Wissenschaften vom menschlichen Glück. Zeigt uns die Ethik,
welche Lebensformen, -stile und -gewohnheiten zum Glück notwendig
sind, so führt die Politik dagegen vor, welche Institutionen
und welche bestimmte Verfassung notwendig sind, um diese Lebensformen
zu ermöglichen und zu bewahren. Hierbei wird von der Kinderzucht
über die Verteidigung bis hin zur Gewaltenteilung und besten
Verfassung (Demokratie, Monarchie, Aristokratie usw.) vieles erläutert,
jedoch immer auf der Folie des relativ übersichtlichen Stadtstaates
(polis), wie er in Athen sein Vorbild hatte. Auch das Werk 5)
"Über die Dichtkunst" enthält neben kunsttheoretischen
Überlegungen vor allem politisch-pragmatische Implikationen
und muß somit im Zusammenhang der "Politik" und der "Ethik"
bewertet werden. Zunächst wird hier der Begriff der Mimesis
erklärt, d.h. das strukturelle Nachbilden von Wirklichkeit
im Kunstwerk. Als höchste Form dieser dichterischen und auf
Wahrheit abzielenden Nachahmung begreift Aristoteles hier die
Tragödie, deren Ziel die sogenannte "Katharsis ton pathematon"
darstellt, d.h. die "Reinigung" der zuschauenden Bürger von
Leidenschaften durch Identifikation, um somit wieder in ein Gleichgewicht
zu kommen. Des weiteren behandelt die "Dichtkunst" die Lehre von
den drei Einheiten (Raum, Zeit, Handlung) und den allgemeinen
Zweck der Dichtung, durch Erkenntnis und Schönheit Genuß
zu vermitteln. Das gesamte Werk des Aristoteles hatte für
die abendländische Geistesgeschichte eine immense Bedeutung.
Mit dem Aristotelismus wurden immer wieder andere Interpretationen
seines Werks bezeichnet, die gerade in den theologischen Auslegungen
nur noch wenig mit den ursprünglichen Intentionen gemein
haben. Auch in aktuellen Diskussionen wird wieder verstärkt
die Ethik des Aristoteles in den Blick genommen, da sie durch
ihre lebenspraktischen Bezüge in vielfacher Hinsicht die
formalisierten Moralphilosophien idealistisch-liberaler Ausprägung
zu korrigieren vermag. Werke "Erste und zweite Analytik", "Eudemische
Ethik", "Magna Moralia", "Nikomachische Ethik", "Von der Seele",
"Metaphysik", "Organon" (Werkzeug), "Kleine Schriften zur Naturphilosophie",
"Über die Dichtkunst", "Politik", "Redekunst", "Topik".
HOCH
19. Philon
von Alexandria
Person Philon von Alexandria [geb. ca. 13 v.Chr., gest. ca. 50
n.Chr.] war der jüdische Verfasser zahlreicher Werke: 1.
eines großen allegorischen Kommentars zu ausgewählten
Stellen vom ersten Buch Moses; 2. einer systematischen Darstellung
der mosaischen Gesetzgebung; 3. einer katechetischen Erklärung
des ersten und zweiten Buches Moses in Form von Fragen und Antworten.
In ihm erreichte die Vermischung des Judentums mit dem Hellenismus
ihren Höhepunkt. Aus der ihn umgebenden Kultur platonische,
stoische, pythagoräische, kynische und peripatetische Gedanken
aufnehmend und selber von der Mysterienfrömmigkeit seiner
Zeit stark beeinflußt, bemühte sich Philo vor allem
um Auslegung und Ehrenrettung des jüdischen Gesetzes als
des den Naturgesetzen und damit der Vernunft Entsprechenden. Lehre
Seine Lehre baut sich auf dem Dualismus von Gott und Welt auf,
die so stark voneinander geschieden sind, daß es, um ihr
Aufeinanderwirken zu ermöglichen, der Zwischenwesen oder
Mittler bedarf, deren wichtigstes der Logos, der Sohn Gottes und
der Sophia [griech. = Weisheit] ist. Dualistisch ist auch Philos
Auffassung vom Menschen. Die Seele ist in den Kerker des Leibes
gebannt, daher zielt seine Ethik auf Befreiung aus der Sinnlichkeit,
und mündet in der Forderung der Ergriffenheit von Gott, was
die Seele dann der Schau Gottes entgegenführt. Philo war
der erste Mystiker und Ekstatiker auf dem Boden spezifisch monotheistischer
Frömmigkeit. Außerordentlich stark ist sein Einfluss
auf die Entstehung einer christlichen Theologie geworden.
HOCH
20. Plotin
Plotin, auch Plotinos (geb. um 205 in Lykopolis, gest. 270 in
Minturnae, Kampanien), griechischer Philosoph, Schüler von
Ammonios Sakkas, Hauptvertreter des Neuplatonismus, den er als
Gedankengut seines Lehrers weiterentwickelte. Plotins ethnische
Herkunft ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Der überlieferte
Geburtsort Lycopolis ist nicht mit letzter Sicherheit in Ägypten
zu lokalisieren. Das einzige Zeugnis seines Lebens ist das Vorwort
seines Schülers Porphyros in dessen Sammlung der Reden Plotins
("Enneades"). Es scheint jedoch, daß Griechisch seine Alltagssprache
war und auch sein Denken, seine intellektuellen und religiösen
Neigungen und seine Ausbildung hellenistisch geprägt waren.
Plotin begann mit 28 Jahren in Alexandria Philosophie zu studieren.
Hier traf er auf Ammonius Sakkas, einer der antiken Philosophen,
über den sehr wenig bekannt ist. Er schloß sich ihm
an und verbrachte 11 Jahre in seinem Umkreis. Für Plotin,
wie für Origines, wurde Ammonius Sakkas geistiger Führer.
Nach Beendigung dieser Zeit begleitete er von 242-243 eine militärischen
Expedition Gordians III gegen Persien in der Hoffnung, mit der
Philosophie der Perser und Inder in Berührung zu kommen.
Das Unternehmen endete mit einem Debakel sowie der Ermordung Gordians,
und Plotin konnte nur mit Mühe entkommen und sich nach Antiochia
retten. Um 244 trat er in Rom als Lehrer auf, wo Porphyrios ihn
263 kennenlernte. Plotin war sehr angesehen und lebte in bequemen
Verhältnissen. Zu seinen Freunden zählten Senatoren
und auch Kaiser Gallienus (253-268). Die von seinem Schüler
berichteten biographischen Daten beziehen sich alle auf die letzten
6 Jahre seines Lebens. Er starb an einer nicht genau zu ermittelnden
Krankheit, die ihn in seinem letzten Lebensjahr zu einem einsamen
Mann machte (man vermutet Tuberkolose oder Lepra), im Alter von
65 Jahren. Der Einfluß Plotins ist weitreichend und ist
u.a. beim Kirchenvater Augustinus Aurelius nachweisbar. Im Mittelalter
wurden Teile seiner Lehre unter dem Namen "Theologie des Aristoteles"
bekannt. Später übten seine Gedanken starke Wirkung
auf Giordano Bruno, Anthony A.C. Shaftesbury, Goethe, Novalis,
Friedrich Schelling und Hegel aus.
HOCH
21. Avicenna
Avicenna (geb. um 980 in Buchara, gest. 1037 in Hamadan), arabischer
Philosoph. Der einflußreiche islamische Denker, auch unter
dem Namen Ibn Sina bekannt, diente im Laufe seines Lebens verschiedenen
Dynastien im Iran als Arzt, manchmal auch als Politiker. Seine
wichtigsten Werke neben der Medizin schrieb er aber im Bereich
der Philosophie. Seine bedeutensten sind ein "Kanon der Medizin"
und die "Anweisungen und Bemerkungen", in denen er sein philosophisches
System zusammenfaßt. Mit Avicenna erreichte das metaphysische
Denken innerhalb des Islam seinen Höhepunkt. Sein philosophisches
System bildet nicht nur die Synthese zwischen dem aristotelischen
und dem neuplatonischen Denken, sondern ist allgemein eine Verbindung
von philosophischem und religiösem Denken. Er verleiht der
Philosophie innerhalb des Islam durch seine enge Bindung an die
Religion ein bis dahin nicht gekanntes Gewicht, so daß die
Philosophie den gleichen Rang einnehmen konnte wie die Religion.
Durch Übersetzungen seiner Werke wurde Avicenna im 12. Jh.
zuerst in Spanien dem europäischen Mittelalter bekannt. Den
größten Einfluß hatte Ibn Sinas Denken auf Albertus
Magnus und dessen Schüler Thomas von Aquino. Das medizinische
Werk Avicennas blieb bis ins 16. Jh. in Europa richtungsweisend.
HOCH
22. Averroes
Averroes (geb. 1126 in Cordoba, gest. 11.12.1198 in Marrakesch),
arabischer Philosoph. Bekannt wurde der arabische Denker Ibn Ruschd
mit dem Namen, den ihm das lateinische Mittelalter gab: Averroes.
Er lebte und arbeitete in Cordoba zu einer Zeit, als im islamischen
Osten das philosophische Denken bereits durch die orthodoxe islamische
Theologie erstickt worden war. So erlangte er auch seine größte
Bedeutung nicht im islamischen-arabischen Bereich, sondern im
europäischen Mittelalter (Averroismus). In seinem philosophischen
Schaffen widmete er sich vornehmlich der Lehre des Aristoteles,
die er von Verfälschungen, die im Laufe der islamischen Überlieferungen
entstanden waren, zu reinigen versuchte. Er steht in der alexandrinischen
Tradition des Alexander von Aphrodisias oder des Themistius. Seine
härteste Kritik richtet sich gegen Avicenna, der die Lehre
des Aristoteles durch neuplatonische Gedanken verfälscht
habe. Das Hauptwerk des Averroes richtete sich gegen al-Ghazzali
und dessen Ablehnung der Philosophie. Für Averroes konnte
nur logisches Denken die Streitfragen der islamischen Theologie
lösen.
HOCH
23. Maimonides,
Moses
Moses Maimonides (geb. 1135, gest. 1204), jüdischer Philosoph,
Arzt und Theologe, erstrebte Synthese zwischen jüdischem
Glauben und Aristotelismus, wirkte auf die Scholastik und auf
Spinoza ein.
23.1 Scholastik Die Herkunft aus
dem Unterricht, zunächst in den Klöstern, später
an den großen Universitäten wie Paris und Oxford, belegt
schon der Name: "Schullehrer". Die Scholastik philosophierte nicht
ohne Voraussetzungen, sondern wollte die unanfechtbaren Wahrheiten
des Glaubens mit den Mitteln der Vernunft begründen und erklären
("credo ut intelligam"), sie ordnen und sie in ein System bringen
und mögliche Einwände widerlegen. Sie entsprang der
Aufnahme und Fortentwicklung der griechischen Philosophie; da
sie hinter der irdischen Seinswelt den Plan des göttlichen
Schöpfers weiß, ist sie wesentlich idealistisch. Auch
die Methodik der Scholastik ist vom Kloster- und Schulbetrieb
angeregt. Ihre Säulen sind zum einen die "quaestio" (Untersuchung),
die aus dem gelehrten Streitgespräch stammende präzise
Herausarbeitung der Fragestellung und sorgfältige Abwägung
aller Argumente für und wider eine Sache (pro et contra).
Kommentierung und kritisches Studium der Schrift und der oftmals
widersprüchlichen "Autoritäten" verlangen die klare
Unterscheidung der Begriffe (distinctio). In den großen
Summen erreicht die Methode höchste Meisterschaft. Auch wenn
die vorausgesetzte Autorität der Offenbarung die schöpferische
Freiheit der philosophischen Vernunft beträchtlich beschneidet,
ist die Scholastik bestimmt von der bewußten und verschärften
Unterscheidung von Glaube und Wissen, von Philosophie und Theologie.
Das Ringen um die Einheit der Philosophie mit der als vorrangig
aufgefaßten Theologie hat die Scholastik entwickelt; das
Zerbrechen dieser Einheit beendete ihre führende Rolle abendländischen
Geisteslebens. In ihrer ursprünglichen Schulfunktion blieb
sie jedoch von Bedeutung; das 19. Jh. endeckte sie wieder in der
Neuscholastik. Vom 9. bis 12. Jh. prägte die Frühscholastik
die philosophischen Methoden aus, um die sich besonders Pierre
Abälard große Verdienste erwarb. Seine Schriften wie
"Sic et non" ("Ja und nein") setzten sich in aristotelisch geschulter
Dialektik kritisch mit den Widersprüchen der Autoritäten
auseinander. Erste Bestrebungen, den philosophischen Wissensstand
zu systematisieren, fanden ihren Niederschlag in den Sentenzbüchern
(Petrus Lombardus). Die aristotelische Logik und der von Augustinus
Aurelius vermittelte Neuplatonismus befruchteten die philosophische
Bewußtwerdung. Der gefestigte Glaube suchte nach philosophischer
Vertiefung; Anselm von Canterbury war beispielhaft für diese
Grundstimmung. Der Universalienstreit drohte die Früscholastik
zu entzweien; gehen die Allgemeinbegriffe den Einzeldingen in
der Existenz real voraus (Realismus [Philosophie]) oder sind sie
wie Roscelin von Compiégne lehrt - bloße von den
Einzeldingen abgeleitete Namen [Nominalismus]? Der Realismus war
mit dem theologischen Idealismus vereinbar, der Nominalismus nicht.
Abälard fand die rettende Synthese: Keines von beiden ist
vor dem anderen, sondern die Allgemeinbegriffe sind in den Dingen.
Die Hochscholastik verdankt ihre Blüte im 13. Jh. mehreren
Ereignissen. Über die jüdischen und arabischen Philosophen
besonders aus Cordoba machte das Abendland die Bekanntschaft mit
dem ganzen Werk des Aristoteles. Dazu kam die fruchtbare Auseinandersetzung
der neuen Orden, Dominikaner und Franziskaner, und die Herausbildung
der Universitäten. Das neue Aristotelesbild bezog nun auch
die Naturwissenschaften in das Denken ein. Das konnte bis zur
pantheistischen Herausforderung des arabischen Aristotelikers
Averroes gehen. Das Streben nach systematischer Zusammenschau
führte nun zu den großen Summen besonders Thomas von
Aquinos, der das Werk seines Lehrers Albertus Magnus vollendete.
Anders als diese großen Dominikaner legten die Franziskanertheologen,
allen voran Bonaventura und Duns Scotus, größeres Gewicht
auf die augustinische Tradition. Die Denker beider Bettelorden,
die sich Mitte des 13. Jh. in Paris gemeinsam gegen die Widerstände
der "etablierten" Lehrer durchgesetzt hatten, verband dabei die
Überzeugung, die Philosophie sei eine "dienende Magd" der
Theologie. Roger Bacons entschiedene Forderung nach unabhängiger
Forschung bereicherte den Kosmos der Zeit. Diese Einheit von Philosophie
und Theologie zerbrach in der Spätscholastik des 14. Jh.
Schon der Antirationalismus des Duns Scotus hatte die Scheidung
von philosophischer und theologischer Wahrheit vorbereitet; wird
die Unterwerfung unter die Autorität der Kirche zur Pflichtübung,
ist es zum Konflikt ein kurzer Schritt. Formal "scholastischer"
als die Thomisten, entzog Wilhelm von Occam durch die Wiederbelebung
des Nominalismus der Scholastik den Boden. Der aufkommende Humanismus,
in dem die Wissenschaften zu selbstbewußter Eigenständigkeit
fanden und in der Begeisterung für die Antike auch Platon
und Aristoteles ohne Vorbehalt zu studieren begannen, verblaßte
die Anziehungskraft der thomistischen Synthese. Erstarrt in Schulzwisten
zwischen dem "alten Weg" der Thomas-Nachfolger und dem "neuen
Weg" (via moderna) der Nominalisten, verbiß sich die scholastische
Philosophie übermäßig in theologische Spitzfindigkeiten,
die ihrem Namen einen negativen Beigeschmack verliehen.
HOCH
23.2 Spinoza, Baruch Was ist Gerechtigkeit
Baruch (Benedictus) de (geb. 1632, gest. 1677), niederländischer
Philosoph, dessen philosophisches System zu den wichtigsten der
neueren Philosophie gehört. In seinem Hauptwerk "Die Ethik,
nach geometrischer Methode dargestellt" (1677) beschäftigt
er sich mit den letzten Gründen und Zusammenhängen des
Seins. Gott ist die einzige unendliche Substanz, deren zeitweilige
Erscheinungsformen (Modi) der Mensch als Körper und Geist
und alle endlichen Dinge sind. Höchste Aufgabe des denkenden
Menschen ist, die Dinge als in Gott begründet und als ewige
Notwendigkeit zu begreifen. Spinoza hatte großen Einfluß
auf die deutsche Philosophie (siehe Gotthold Ephraim Lessing,
Johann Wolfgang Goethe), Schelling, Hegel u.a.).
HOCH
24. Thomas
von Aquino
Thomas von Aquino (geb. 1225, gest. 7.3.1274), italienischer Theologe
und Philosoph, Dominikaner, seit dem 14. Jh. "doctor communis"
(= der gemeinsame Lehrer), seit dem 15. Jh. "doctor angelicus"
(= der den Engeln - an Erkenntnis - gleiche Lehrer), Heiliger
(Tag: 7.3.), Patron aller christlichen Schulen, einer der bedeutendsten
katholischen Theologen, Höhepunkt der Scholastik. Als Schüler
des Albertus Magnus vollendete er dessen Versuch, die Theologie
(besonders die des Augustinus) mit dem Aristotelismus zu verbinden.
Dabei zog er als erster zwischen Glauben und Wissen eine eindeutige
Grenze. Mit Aristoteles' Begriffen Wirklichkeit und Möglichkeit
(Akt und Potenz) erklärt er den Strukturaufbau allen Seins.
Seine Ontologie der gesamten Schöpfung basiert auf dem Grundgedanken
eines stufenweisen hierarch. Aufbaus von der bloßen Möglichkeit
der "ersten Materie" bis zur "reinen Wirklichkeit" Gottes. Das
menschliche Wissen steht nicht im Widerspruch zum Glauben an die
übernatürl. Offenbarung, sondern ist dessen Voraussetzung,
so wie es andererseits vom Glauben vervollkommnet wird. Das Verhältnis
von Natur und Übernatur besteht darin, daß die Gnade
die Natur voraussetzt und sie erhöht. Die ewige Glückseligkeit
als Ziel des Menschen ist die Schau Gottes im jenseitigen Leben.
Die Erkenntnis kommt vor dem Wollen. In seiner Ethik und Sozialphilosophie
unterscheidet Thomas von Aquino zwischen dem göttlichen Gesetz,
dem Naturrecht und dem positiven Recht (der geschichtlich von
Menschen erlassenen Gemeinschaftssatzung). Er erklärt sittliches
Handeln als eine Handlungsweise, die der Ordnung des Seins entspricht.
Diese Verpflichtung gegenüber einem Naturrecht, das für
alle Menschen bindend sein soll, wird heute auch von einigen katholischen
Theologen in Zweifel gezogen. Daneben gibt es andere Aspekte,
bei denen Thomas von Auino um der genialen Einheit willen umdeutet
und umbiegt. Das schmälert nicht die Größe von
Thomas von Aquino, wie sie sich im Thomismus und Neuthomismus
zeigt. Unter Thomismus wird nicht nur die Ausbildung der Lehrmeinungen
von Thomas von Aquino zum geschlossenen System in den sich an
Thomas von Aquino anschließenden Schulen verstanden, sondern
auch als die Hauptrichtung der Scholastik und philosophisch-theologische
Grundlage des Lehramts der Katholischen Kirche. Innerhalb der
Scholastik gilt der Thomismus auch als Gegensatz zur Schule des
Suárez, vor allem in der Lehre vom Sein. In einem noch
engeren Sinne wird unter Thomismus die Molina (Molinismus) widersprechende
Lehre von Gottes Mitwirkung am menschlichen Tun ohne Aufhebung
der Willensfreiheit verstanden. Hauptwerke: "Summa theologica",
"Summa contra gentiles".
HOCH
Denker der Hochscholastik:
25. Bacon,
Francis
Francis Bacon (Baco von Verulam) (geb. 22.1.1561 in London, gest.
9.4.1626 in Highgate), englischer Philosoph, Essayist und Staatsmann.
Bacon wandte sich gegen die Scholastik der Zeit und gilt mit seinem
Werk als Begründer des neuzeitlichen Empirismus. Obwohl er
zum Teil durchaus noch den metaphysischen Traditionen des mittelalterlichen
Aristotelismus (siehe auch Aristoteles) verpflichtet blieb, können
seine Arbeiten als Beginn des naturwissenschaftlichen Denkens
und der rationalen Naturbeherrschung gesehen werden. Bacon suchte
eine strikte Trennung von theologischem Offenbarungswissen und
weltlichem Erfahrungswissen zu begründen. Über Naturbeobachtung,
Experiment und Induktion sollte demnach die Natur enträtselt
werden, um daraus Naturgesetze und letztendlich auch Erfindungen
abzuleiten, welche die Herrschaft des Menschen über die Natur
erweitern. So wie die Theologie mit ihren Systemen göttliche
Gesetzmäßigkeiten zu erkennen suchte, so sollte die
weltliche Wissenschaft das Wissen über die Natur systematisch
entwickeln. Wissen wird demnach als Macht verstanden ("Wissen
ist Macht") und das Vermögen des Menschen als Konsequenz
seines Wissens. Mit diesem rationalen Weltverständnis markiert
Bacon den epochalen Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
Werke "De dignitate et augmentis scientiarum" (1605), Novum organum
scientiarum" (1620), "Nova Atlantis" (1627).
26. Duns
Scotus Johannes
Duns Scotus (geb. 1265, gest. 1308) war englischer Franziskaner
und Scholastiker, er wirkte in Oxford, Paris und Köln als
Gegner des thomistischen Systems. Die Zahl der streng beweisbaren
Dogmen schmolz bei ihm sehr zusammen. Gottes Wesen sei in erster
Linie nicht Intellekt, sondern logisch unableitbarer Wille.
HOCH
27. Occam,
Wilhelm
Wilhelm von Occam, auch Ockham (okem) (geb. um 1290, gest. um
1349), englischer Scholastiker, Begründer des späteren
Nominalismus. Sieht die Welt nur aus Einzeldingen und -wesen zusammengesetzt,
das Allgemeine existiere lediglich als Begriff des Geistes.
Strikte Trennung von Theologie und Wissenschaft. Seine Schule
wirkte auf Luthers (siehe Luther, Martin) Rechtfertigungslehre,
auf die moderne Logik sowie Mechanik und Astronomie (Galilei,
Galileo).
28. Marsilius
von Padua
Marsilius von Padua (ca. 1275 bis 1342/43), italienischer Staatstheoretiker,
sprach dem Volk die oberste Gewalt in Staat und Kirche zu, als
Ketzer verurteilt.
HOCH
Thomas Hobbes und Denker
seiner Zeit:
29. Hobbes,
Thomas
Thomas Hobbes (geb. 5.4.1588 in Malmesbury, gest. 4.12.1679 in
Hardwick), englischer Philosoph und Staatsmann. Hobbes zählt
zu den wohl vielseitigsten Theoretikern der Philosophiegeschichte,
der in den Bereichen der politischen Philosophie, der Erkenntnistheorie
und auch Optik, der Logik und als einer der ersten Philsophen
auch in der Philosophie der Sprache einflußreiche Vorstellungen
entwickelte. Kennzeichnend für alle seine Arbeiten ist die
Tendenz zum Materialismus und Determinismus sowie auch die Integration
mathematisch-empirischer Erklärungsmodelle. Nach Hobbes ist
der Mensch in seinem Willen determiniert, wenn er auch in seinen
Handlungen eine relative Freiheit behaupten kann. Auch die menschliche
Natur wird primär von egoistischen Antrieben bestimmt, von
der Selbsterhaltung und von der Motivation, sich Genuß zu
verschaffen. Diesem Theorem liegt sicher auch die historische
Erfahrung im England des frühen 17. Jahrhunderts zugrunde,
die gekennzeichnet war von Instabilität und bürgerkriegsähnlichen
Zuständen. So definiert Hobbes auch den Naturzustand des
Menschen als einen Krieg aller gegen alle (Bellum omnium contra
omnes) und leitet aus dieser Annahme seine für die Zeit bedeutsame
politische Philosophie ab, daß die naturhafte Gesellschaft
dem "Leviathan" gleiche, einem biblischen Ungeheuer, und das dieser
Zustand nur durch eine allgemeine und absolute Machtinstitution
befriedet werden kann. So plädiert Hobbes für einen
absoluten Monarchen, der durch eine Art des Vertragsverhältnisses
von den Individuen dazu befugt wird, Gesetze zu erlassen. Die
Individuen werden hierbei von einem "aufgeklärten Egoismus"
geleitet, da ihnen die somit realisierte Befriedung die bessere
Durchsetzung eigener Interessen ermöglicht. Erst durch die
absolute Macht eines Herrschers läßt sich somit nach
Hobbes erst ein humanes Leben ermöglichen. Werke: "Elements
of Law Natural and Politic" (1639), "Elementa philosophica de
cive" (1642), "De homine" (1655), "Leviathan or the Matter, Form
an Authority of Government" (1651)
HOCH
30. Kopernikus,
Nikolaus
Nikolaus Kopernikus (geb. 19.2.1473 in Thorn, gest. 24.5.1543
in Frauenburg), polnischer Astronom. Kopernikus gilt als der Reformator
der neuen Astronomie. Er studierte in Krakau, Bologna und Padua
Rechtswissenschaft, alte Sprachen, Medizin und Astronomie. 1512
wurde er Domherr in Frauenburg. Schon sehr früh beschäftigte
er sich mit dem ptolemäischen Weltbild (siehe geozentrisch)
und erkannte dessen Unwahrscheinlichkeit. Er war der Überzeugung,
daß die Sonne im Mittelpunkt des Weltalls ruhe und daß
die Planeten um sie kreisen (kopernikanisches Weltsystem). Zu
diesem Weltsystem gelangte er nur aufgrund theoretischer Überlegungen,
die durch antike Schriften wie die des Philosophen Aristarch von
Samos überliefert waren. Dieses kopernikanische Weltbild
aber entsprach nicht dem von der römisch-katholischen Kirche
favorisierten ptolemäischen Weltsystems, nach dem die Erde
der Mittelpunkt des Weltalls sei und die Sonne und alle anderen
Planeten um sie kreisen würden. Mit seinem Werk "De revolutionibus
orbium coelestium" wird die sog. kopernikanische Wende eingeleitet.
In diesem Werk publizierte er sein Weltbild. Jedoch ließ
er die Publikation erst in seinem Todesjahr erscheinen, da er
wußte, daß sein Weltsystem von der katholischen Kirche
bekämpft worden wäre. Entgegen seiner Erwartung wurde
sein Werk jedoch nicht gleich von der katholischen Kirche verboten.
Angeblich soll sein Latein so schlecht gewesen sein, daß
sein Werk zunächst kaum zu lesen gewesen sein soll. Das kopernikanische
Weltsystem ist auch unter dem Begriff des heliozentrischen Weltsystems
bekannt.
HOCH
31. Kepler,
Johannes
Johannes Kepler (geb. 7.12.1571 in Weilder Stadt, Württemberg,
gest. 15.11.1630 in Regensburg), deutscher Astronom und Mathematiker.
Nachdem Kepler 1591 in Tübingen den Grad eines Magisters
erreichte, trat er 1594 als Lehrer für Mathematik und Moral
an der Stiftsschule in Graz ein. 1596 veröffentlichte er
sein Werk "Mysterium cosmographicum" in dem er nach einer Harmonie
der Planetenbewegungen suchte. 1600 wurde er Assistent von Tycho
Brahe in Prag. Nach dem Tod Brahes nahm Kepler dessen Platz als
Kaiserlicher Mathematiker ein. Kepler verwendete die Daten Brahes,
um 1609 in seinem Werk "Astronomia nova" die ersten beiden Gesetze
der Planetenbewegung herzuleiten. 1619 veröffentlichte er
die "Harmonices mundi", die das dritte nach Keppler benannte Gesetz
enthielt. Die drei Gesetze lauten: -
1. die Bahnen der Planeten sind Ellipsen, in deren einem Brennpunkt
die Sonne steht. -
2. Der Fahrstrahl von der Sonne zum Planeten überstreicht
in gleichen Zeiten gleiche Flächen. -
3. Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die Kuben
der mittleren Entfernung zur Sonne.
Aufgrund der von Kepler gefundenen Gesetze der Planetenbewegungen
veröffentlichte er 1627 die Rudolfinischen Tafeln, welche
die Planetenbahnen bis in das 18. Jh. hinein enthielten. Kepler
war ein Theoretiker, da er aufgrund eines Augenfehlers keine eigenen
Entdeckungen am Fernrohr machen konnte.
HOCH
32. Gassendi,
Pierre
Pierre Gassendi (geb. 1592, gest. 1655), französischer Gelehrter,
Gegner von Descartes. Gassendi knüpfte an die atomistische
Theorie des Altertums (Altertum) an.
33. Galilei,
Galileo
Galileo Galilei (geb. 15.2.1564 in Pisa, gest. 8.1.1642 in Arcetri
bei Florenz) war ein bedeutsamer italienischer Forscher, mit dem
die moderne Physik (beruhend auf Erfahrung und Experiment) begann.
Galileo Galilei war ein Univeralgelehrter seiner Zeit. Er war
Mathematiker, Physiker und Philosoph in einer Person. 1589 wurde
er Professor in Pisa und anschließend 1592 in Padua. Danach
war er von 1610 an Hofmathematiker des Großherzogs von Florenz.
Er untersuchte Fall- und Wurfbewegungen und begründete damit
die Kinematik. Galilei fand die Gesetze des und die Schwingungsgesetze
des Pendels. Außerdem erfand er die hydrostatische Waage
zur Bestimmung spezifischer Gewichte. Er baute 1609 das von Ch.
Huygens in Holland erfundene Fernrohr nach und entdeckte Mondberge,
Sonnenflecken und die vier großen Jupitermonde. Seine Entdeckungen
am Sternenhimmel veröffentlichte er 1610 im "Sidereus nuncius".
Außerdem beschäftigte er sich mit der Zusammensetzung
der Milchstraße. Galilei war ein Verfechter des heliozentrischen
Weltsystems nach Nikolaus Kopernikus. Damit geriet er mit der
römisch-katholischen Kirche in Konflikt, die 1616 seine Lehre
des heliozentrischen Weltsystems durch den Papst untersagte. Trotzdem
veröffentlichte Galilei 1632 seine Schrift "Dialogo", in
der er wiederum für das heliozentrische Weltbild eintrat.
Dies führte zu einer erneuten Konfrontation mit der römisch-katholischen
Kirche und zu einem Prozeß, in dem er wegen Ungehorsams
und Ketzerei angeklagt worden war. Am Ende des Prozesses, am 22.6.1633,
bekannte er sich vor dem Inquisitionsgericht in Rom zu seinem
"Irrtum". Angeblich reagierte er auf die Verurteilung durch die
Inquisition mit dem Ausruf: "Eppur', si muove!" ["Und sie bewegt
sich doch!"] Damit war die Erde gemeint, denn die Kirche bestand
damals auf der Darstellung, die Bahnen der Himmelskörper
würden sich um die Erde drehen und die Erde wäre somit
der Mittelpunkt der Welt. Doch obwohl Galilei dieses Weltbild
vehement ablehnte, war sein Verhältnis zur Kirche nicht unbedingt
so extrem, wie es im allgemeinen dargestellt wird. Immerhin erhielt
er eine Auszeichnung der Jesuiten für seine wissenschaftlichen
Erkenntnisse und wurde sogar vom Papst zu einer Audienz empfangen.
Im Gegensatz zu Galileis Physikerkollegen waren die Jesuiten durchaus
bereit, durch das von ihm gebaute Fernrohr zu sehen. Das, was
sie sahen, waren die Monde, die sich um Jupiter drehen, und damit
war auch für sie offensichtlich, daß das geozentrische
Weltbild nicht zu halten war. Erst als Galilei behauptete, dieses
Weltbild sei nicht nur falsch, sondern seine Theorie sei die einzig
Wahre, begannen die ernsthafteren Schwierigkeiten mit der Kirche,
da diese sich in ihrer Monopolstellung angegriffen fühlte.
Hätte er seine These nur als Vermutung, als Theorie ausgewiesen,
wäre es vermutlich nie zu dem berühmten Prozeß
gekommen. Galilei wurde zu 7 Bußpsalmen pro Woche für
eine Dauer von 3 Jahren verurteilt. Außerdem wurde ihm eine
Kerkerstrafe auferlegt, die er aber nie anzutreten brauchte. Auch
daß er später einige Zeit als Gast bei dem Erzbischof
von Siena wohnte, zeigt deutlich das gar nicht so schwierige Verhältnis
zwischen ihm und der Kirche. Galilei verbrachte seinen Lebensabend
auf Kosten des Staates in dem kleinen Dorf Arcetri, wo er bis
zu seinem Tod unbelästigt seine Forschungen weiterführte.
1992 wurde er von der römisch-katholischen Kirche durch Papst
Johannes Paul II. rehabilitiert.
HOCH
34. Descartes,
René
René Descartes René Descartes, oder Renatus Cartesius,
(geb. 31.3.1596 in La Haye, gest. 11.2.1650 Stockholm), französischer
Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Begründer
des modernen Rationalismus in der Philosophie, der ausgehend vom
Prinzip der souveränden Vernunft den Beginn der Neuzeit markiert.
Ausgebildet wurde René Descartes bei den Jesuiten von La
Fléche, die ihn mit der Denkweise der Scholastik und den
Prinzipien des Humanismus' vertraut machten. Nach zahlreichen
Reisen durch Europa ließ er sich zwei Jahre im liberalen
Holland nieder, um sich hier zurückgezogen seinen Studien
zu widmen. Jedoch verzichtete er durch die Eindrücke des
Galilei-Prozesses (siehe Galilei, Galileo) auf die Veröffentlichung
seines Hauptwerks "Le Monde", da er hier die Grundlagen des Kopernikanischen
Systems befürwortete (siehe Kopernikus, Nikolaus). Die Rücksichtnahme
auf die kirchlichen Autoritäten prägten auch noch sein
Hauptwerk "Discours de la Méthode", in dem er zwar den
Zweifel als oberstes Erkenntnisprinzip formuliert und doch die
Existenz Gottes eben daraus abzuleiten versucht, ohne der selbst
eingeforderten Stringenz damit gerecht werden zu können.
Philosophie Zentrales Thema bei René Descartes ist die
Frage, wie man überhaupt zur Lösung eines Problems und
zu sicheren Erkenntnissen gelangen kann. Für Descartes ist
dabei zuerst die Analyse von Wichtigkeit, wobei der Erkenntnisgegenstand
in seinen konstitutiven Bestandteilen wahrgenommen werden soll.
Durch Synthese und vor allem Deduktion wird dann von der Erkenntnis
der Teile auf die Beschaffenheit des Ganzen geschlossen. Dieses
Verfahren soll nach Descartes für alle Wissenschaften Geltung
beanspruchen können, da so die notwendigen und hinreichenden
Bedingungen für die Erkenntnis der Wirklichkeit und des menschlichen
Daseins geschaffen werden. Es geht hierbei also primär um
die Bedingungen einer Erkenntnis, welche Gültigkeit beansprucht,
und um die Abwehr konventioneller Vorurteile und nur behaupteter
Wahrheiten, die der steten Prüfung unterzogen werden müssen.
Wichtigste heuristische Prinzip ist dabei der methodische Zweifel,
der letztlich zu der entscheidenden Frage führt, was ich
überhaupt wissen kann. Was bleibt, wenn alle konventionellen
Wahrheiten, Theorien und Wirklichkeitseinschätzungen dem
Zweifel nicht standhalten können? René Descartes entwirft
in seiner Methodologie eine Art Szenario, in dem alle diese Wahrheiten
gleichsam durch den Zweifel unterminiert werden. Auf dieser Suche
nach einem festen Standpunkt, von dem aus Erkenntnis möglich
ist, bleibt zuletzt die Gewißheit, daß ich als Denkender
existiere - das berühmte "cogito ergo sum". Damit habe ich
ein sicheres Bewußtsein meiner selbst als Denkender. Von
diesem subjektiven Bewußtsein leitet nun Descartes auch
die objektiven Wahrheiten ab. In der Rücksichtnahme auf theologische
Ansprüche formuliert er schließlich so auch einen Gottesbeweis:
Da ich im subjektiven Bewußtsein auch über eine Idee
Gottes verfüge, muß dieser auch wirklich existieren.
Eine weitere wichtige Frage, die sich aus der so behaupteten Priorität
des Bewußtseins ergibt, ist dann die nach der Seinsbeschaffenheit
des Menschen und seiner leiblichen Existenz. In welchem Verhältnis
also stehen Geist und materielle Existenz, Seele und Leib? René
Descartes entwickelt hier einen Dualismus von "res cogitans" (Geist)
und "res extensa" (räumlich ausgedehnte Materie), wobei der
Seele die steuernde und dem Leib die mechanische Funktionalität
zukommt. Der Leib ist danach lediglich Werkzeug eines weitgehend
unabhängigen Geistes. Die Koordination erfolgt nach Descartes
in der Zirbeldrüse des Gehirns, gleichsam der seelischen
Steuereinheit des Körpers. Insgesamt bekundet auch diese
Theorie das Bemühen einer Bereichstrennung, die auch Religion
und Rationalismus in einem Dualismus zu vereinbaren sucht. Trotz
aller Inkonsistenzen reichen die Auswirkungen der cartesischen
Philosophie bis in die Gegegenwart. Sie beeinflußte alle
rationalistischen Systeme, nicht nur die von Spinoza, Leibniz
u.a., sondern auch die technologisch-instrumentale Wissenschaft,
die schließlich auch über den Zweifel, d.h. methodisch
über Verifikation oder Falsifikation zu brauchbaren und eben
verwertbaren Ergebnissen kommt. Erst so konnte eine funktionstüchtige
Technik erschaffen werden. So bezeichnet man mit dem Cartesianismus
das aus der Philosophie Descartes' hervorgegangene methodische
System einer philosophischen Richtung, die der Erkenntnistheorie
Priorität einräumt und in der die rationalistisch-mathematische
Methode vorherrscht.
HOCH
35. Spinoza,
Baruch
Was ist Gerechtigkeit Baruch (Benedictus) de (geb. 1632, gest.
1677), niederländischer Philosoph, dessen philosophisches
System zu den wichtigsten der neueren Philosophie gehört.
In seinem Hauptwerk "Die Ethik, nach geometrischer Methode dargestellt"
(1677) beschäftigt er sich mit den letzten Gründen und
Zusammenhängen des Seins. Gott ist die einzige unendliche
Substanz, deren zeitweilige Erscheinungsformen (Modi) der Mensch
als Körper und Geist und alle endlichen Dinge sind. Höchste
Aufgabe des denkenden Menschen ist, die Dinge als in Gott begründet
und als ewige Notwendigkeit zu begreifen. Spinoza hatte großen
Einfluß auf die deutsche Philosophie (siehe Gotthold Ephraim
Lessing, Johann Wolfgang Goethe), Schelling, Hegel u.a.).
HOCH
36. Leibniz,
Gottfried
Wilhelm von Gottfried Wilhelm Leibniz Gottfried Wilhelm Leibniz
(geb. 1.7.1646 in Leipzig, gest. 14.11.1716 in Hannover), deutscher
Philosoph, Mathematiker und Diplomat. Leibniz wuchs als Sohn einer
angesehenen Leipziger Professorenfamilie auf und galt als ein
besonders begabtes Kind. Lesen, Schreiben und Latein soll er sich
selbst beigebracht haben - und schon mit 15 Jahren begann er sein
juristisches und philosophisches Studium ebenfalls in Leipzig.
Zu seinen ersten Lehrern gehörte Jacob Thomasius, der Vater
des Aufklärungsphilosophen Christian Thomasius. 1663 setzte
Leibniz sein Studium in Jena fort und hörte den Mathematiker
Erhard Weigel. Bereits mit 21 Jahren promovierte er in Altdorf
zum Doktor der Rechte. Kurz nach seiner Promotion empfahl der
Mainzer Minister Boineburg den jungen Juristen an den Hof des
Kurfürsten von Schönborn, wo er an der Modifikation
des römischen Rechts arbeitete. Ebenfalls in die kurmainzische
Zeit fiel der Beginn der Bemühungen Leibniz' um einen Ausgleich
zwischen der protestantischen und katholischen Kirche, einem Versuch,
dem sich der Philosoph zeitlebens widmete. Im Zusammenhang mit
den Reunionskriegen Ludwigs XIV. und dem pfälzischen Krieg
wurde Leibniz 1672 nach Paris entsandt, blieb dort für vier
Jahre und beschäftigte sich unter anderem mit der Mathematik
Blaise Pascals und Descartes'. Noch in Paris entwickelte er seine
erste Rechenmaschine und schuf die theoretischen Grundlagen für
die von ihm erarbeitete Infinitesimalrechnung. Während einer
Englandreise lernte er den Sekretär der Royal Academy kennen,
wobei diese für Leibniz den Impuls gab, ähnliche Akademien
mit universalem Wissensanspruch in Berlin, Dresden und Wien anzuregen.
Die Preußische Akademie der Wissenschaften, deren erster
Präsident Leibniz 1700 wurde, war dabei die einzige, die
auch tatsächlich realisiert wurde - ohne allerdings den universalwissenschaftlichen
Anspruch Leibniz' tatsächlich umzusetzen. Noch in Paris lernte
Leibniz den Hannoveraner Herzog Johann Friedrich kennen, seinen
späteren Dienstherrn, der ihn in Hannover als politischen
Berater und Haushistoriker einsetzte. Hannover blieb bis zu seinem
Tode der nur wenig geliebte Wohnsitz des Philosophen, wenn auch
zahlreiche Reisen nach Berlin, Wolfenbüttel, Wien und Dresden
folgten. Bedingt durch die vielen Tätigkeitsfelder und Aufgaben,
beschränkten sich die philosophischen und mathematischen
Arbeiten Leibniz' primär auf Gelegenheitsschriften und Skizzen.
Erst am Ende seines Lebens schuf er die philosophischen Arbeiten
und Traktate, die seine Bedeutung vor allem im 18. Jahrhundert
ausmachten. Zum Werk Das philosophische Ideengebäude Leibniz'
steht ganz in der Tradition der sogenannten "philosophia perennis"
bzw. der natürlichen Theologie, die vor allem den Ausgleich
bzw. die Einheit von (christlichem) Glauben und menschlicher Vernunft
forderte. Die politischen Bemühungen Leibniz' um eine Angleichung
der beiden christlichen Kirchen entsprechen somit ganz dem theoretischen
Konzept von der Verschränkung von Theologie und Vernunft.
Dabei war für Leibniz Vernunft vor allem Logik, mathematische
Exaktheit und die enzyklopädische Sammlung des menschlichen
Wissens. Über die Sammlung des Wissens und die logische Analyse
der Probleme hoffte Leibniz bestehende Widersprüche ausgleichen
und die Wirklichkeit systematisieren und kategorial begreifen
zu können. Vereinfacht kann Leibniz' Denken als eine mathematisch-theologische
Utopie bezeichnet werden. Leibniz umfaßte diese Utopie mit
dem Begriff der Denkmöglichkeit bzw. mit dem zentralen Begriff
der Möglichkeit selbst. Der für die Geschichte der Philosophie
bedeutsamste Ansatz war in diesem Zusammenhang die Theorie Leibniz',
nach der auch Gott mögliche Welten dachte - wobei die beste
der möglichen Welten dann gleichsam zur Realität wurde.
Gott ist nach dieser Theorie auch eine logische Entität,
wobei der Mensch mit Gott die Vernunftwahrheiten teilt bzw. diese
Vernunftwahrheiten Gottes auf dem abstrakten Weg der Wissenschaft
nachzuvollziehen vermag. Die in Gott angelegte perfekte Verbindung
zwischen Vernunft und Wirklichkeit inhäriert in einer eingeschränkten
Stufe auch dem Menschen sowie allen anderen Wesen (Tieren und
auch Pflanzen), wobei der Mensch der göttlichen Perfektion
am nächsten kommt. Diese Theorie bringt die sogenannte Monadenlehre
(Monade) zum Ausdruck, nach der Gott die Urmonade und alle irdischen
Wesen individuelle Ausstrahlungen dieser Urmonade sind. Jede Monade
repräsentiert in ihrer individuellen Stellung und Vorstellung
zugleich die gesamte Schöpfung. Leibniz' Theorie von der
besten der möglichen Welten war vor allem auch eine Antwort
auf das Problem der Theodizee. Warum Gott die Welt und ihre Übel
so geschaffen hat wie sie ist, kann der Mensch nur abstrakt und
punktuell begreifen, wobei er dabei auf die Werkzeuge der Mathematik
und Moral angewiesen bleibt. Dabei bleibt dem Menschen trotz der
"prästabilierten Harmonie" der göttlich eingerichteten
Welt doch auch die individuelle Freiheit, weil Gott zwar die menschlichen
Irrtümer und Verfehlungen vorhersieht, diese aber nicht vorherbestimmt.
Um der göttlichen Wahrheit näher und näher zu kommen,
verfolgte Leibniz das Projekt einer Darstellung des universalen
Wissens. Die Begriffe des Denkens, mit denen der Mensch die Welt
semantisch faßt, sollten danach gesammelt sowie in all ihren
(sinnvollen) Kombinationen aufgelistet werden. Auch hier war die
Mathematik das Vorbild, die Wissenschaft, die für Leibniz
signifikant die Teilhabe des menschlichen Geistes am göttlichen
zum Ausdruck brachte. Hauptwerke Nova methodus discendae docendaeque
jurisprudentiae (1667); Versuch der Theodizee über die Güte
Gottes, die Freiheit der Menschen und den Ursprung des Übels
(1710); Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand
(1704, postum veröffentlicht 1765); Monadologie (1714)
HOCH
37. Kant,
Immanuel
Immanuel Kant Was ist Aufklärung Immanuel Kant (geb. 22.4.1724
in Königsberg, gest. 12.2.1804 ebd.), deutscher Philosoph.
Kant stammte aus einer Handwerkerfamilie in Königsberg, der
damaligen Hauptstadt des Herzogtums Preußen. Durch die Verbindungen
der Mutter zum Theologen Schultz, der Professor für Theologie
an der Universität und Leiter des Collegium Fridericianum
in Königsberg war, wurde Kant im Jahre 1732 dort aufgenommen
und besuchte ab 1740 die Universität. Nach dem Abschluß
des Universitätsstudiums der Mathematik, der Naturwissenschaften
und der Philosophie, vor allem bei dem Ch. Wolf-Schüler Knutzen,
trat Kant verschiedene Stellungen als Hauslehrer an. Zurück
an der Universität wurde er am 12.6.1755 öffentlich
promoviert und konnte als Dozent tätig werden. Zu dieser
Zeit veröffentlichte er sein Werk "Allgemeine Naturgeschichte
und Theorie des Himmels", in dem er neben anderen kosmologischen
Theorien vermutete, daß die Erdrotation durch den Gezeiteneffekt
gebremst wird. Im Jahre 1766 nahm er aus finanziellen Gründen
eine Aufseherstelle bei der Königlichen Bibliothek an, die
er jedoch 1772 wieder aufgab. Nach der Ablehnung verschiedener
Angebote konnte er 1770 eine endlich freigewordene philosophische
Professur in Königsberg übernehmen. Er lehrte Logik,
Metaphysik und auch Naturwissenschaften sowie Geographie. Aufgrund
seiner religionsphilosophischen Aufsätze, die 1793 unter
dem Titel "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft"
erschienen, wurde Kant 1794 durch eine königliche Kabinettsorder
wegen "Entstellung der Heiligen Schrift" verwarnt. Ab 1794 zog
sich Kant von seiner Vorlesungstätigkeit zurück und
widmete sich seinen eigenen Arbeiten. Mehr anekdotenhaft sind
Aussagen über Kants äußerst pünktlichen Lebenswandel
und seine Pflichtbewußtheit überliefert - sowie die
angeblichen letzten Worte: "Es ist gut". Die Philosophie Kants
Kants gesamte Philosophie wird nach drei Phasen unterschieden:
der (1) vorkritischen, in der vor allem naturwissenschaftliche
und metaphysische Abhandlungen entstanden sowie erste Arbeiten
zur Vernunft- und Wahrnehmungsphilosophie; der kritischen (2)
Phase, die mit dem wohl bekanntesten Werk Kants einsetzt, der
"Kritik der reinen Vernunft" von 1781, und die mit der Schrift
"Die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft" von 1793
endet; und (3) das nachkritische Schaffen mit den veröffentlichten
Vorlesungen über Logik und vor allem Pädagogik sowie
dem "Opus postumum" (erst 1938 veröffentlicht), das deutlich
fragmentarische Züge trägt. Ausgehend von der metaphysischen
Philosophietradition in Deutschland hat Kant seine bedeutende
kritische Philosophie entwickelt, die, angeregt durch den englischen
Empirismus und den französischen Materialismus, sich verstärkt
Fragen der menschlichen Erkenntnis zuwandte. Statt über die
objektive Wahrheit des Seins zu spekulieren, geht es in Kants
"Kritik der reinen Vernunft" um eine Grenzziehung der menschlichen
Erkenntnis und um ihre kategorialen Bedingungen. Kant bezeichnet
diese Hinwendung zu den Fragen der Erkenntnismöglichkeit
als "kopernikanische Wende". So wie Kopernikus die Stellung von
Sonne und Welt neu definierte und eben damit zu korrekten Ergebnissen
gelangte, so verändert Kant die Relation von objektivem Sein
und subjektiver Erkenntnis, indem er die philosophischen Bemühungen
auf letzteres verlagert, statt über die Beschaffenheit des
Seins zu spekulieren. Grundlage aller Erkenntnis ist nach Kant
die menschliche Erfahrung, die immer in den Kategorien von Zeit
und Raum verortet werden kann. Über alles, was diese Grenzen
übersteigt, können keine überprüfbaren und
damit wissenschaftlichen Ergebnisse formuliert werden. Nur die
Anschauungsformen (Raum, Zeit und die Vernunftkategorien) selbst
liegen vor aller Erfahrung und bestehen somit apriori. Deren Analyse
wird von Kant Transzendentalphilosophie genannt. Eine weitere
Trennung, die in der "Kritik der reinen Vernunft" vorgenommen
wird, ist die von "Ding an sich" und Erscheinung. Zwar bestreitet
Kant nicht die Existenz einer objektiven Dingwelt, wie dies später
der subjektive Idealismus tat, doch kann der Mensch aufgrund seiner
stets formierten Erkenntnis nur deren Erscheinung wahrnehmen und
sich über diese intersubjektiv verständigen. Behauptet
man eine sich den Erkenntnismöglichkeiten entziehende "Wahrheit",
so führt dies naturgemäß zu sogenannten Antinomien
oder unauflösbaren Widersprüchen, die eine Konsequenz
unreflektierter Perspektiven darstellen. Erkenntnis bedarf der
Begriffe und der Anschaungen, um als Erkenntnis gelten zu können.
"Begriffe ohne Anschauungen sind leer, Anschauungen ohne Begriffe
sind blind." In seiner praktischen Philosophie, der "Kritik der
praktischen Vernunft", begründet Kant die Bedeutung der reinen
Vernunft für die Praxis der Moral des Menschen. Die Vernunft
vermag apriori keine Dinge zu erkennen, sie kann aber ein Regulativ
des menschlichen Willens ausbilden. Zwar wird der Mensch auch
durch seine natürlichen Bedingungen bestimmt, doch als "intelligibles
Wesen" vermag er eine moralische Freiheit durchzusetzen, indem
er sich gegen seine natürliche Veranlagung entscheiden kann
und dem durch die Vernunft gesetzten Sittengesetz in seiner Handlungsweise
folgt. Dieses Sittengesetz ist der kategorische Imperativ. Auch
die Bedeutung der Religion wird von Kant in diese moralischen
Zusammenhänge integriert. Mit seiner Moralphilosophie, seiner
Analyse der menschlichen Erkenntnismöglichkeiten und den
Forderungen nach individueller Autonomie mittels Vernunft wurde
Kant zum repräsentativen Vertreter der deutschen Aufklärung.
In seiner Schrift "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung"
(1783) gibt er die Definition: "Aufklärung ist der Ausgang
des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit."
Diese Definition impliziert die unbedingte Aufforderung zur Emanzipation
von dogmatischen und institutionellen Fremdbestimmungen, die den
Forderungen der Vernunft entgegenstehen. Das eben auch die staatlichen
Institutionen der Vernunft gemäß eingerichtet werden
müssen, formulierte Kant schließlich in der Schrift
"Zum ewigen Frieden", in der sich eine republikanische Utopie
abzeichnet, die zum Garanten eines dauernden Friedens wird. Kants
Philosophie hatte enormen Einfluß auf die weitere Entwicklung
der deutschen und auch europäischen Philosophiegeschichte,
insbesondere auf den deutschen Idealismus (z.B. Johann Gottlieb
Fichte). Der Neukantianismus zählte bis zum beginnenden 20.
Jahrhundert zu den wichtigsten philosophischen Schulen. Noch heute
markieren die Theorien Kants in der Philsophie eine entscheidende
Position. Weitere Schriften "Träume eines Geistersehers,
erläutert durch Träume der Metaphysik", "Grundlegung
zur Metaphysik der Sitten", "Kritik der Urteilskraft", "Metaphysik
der Sitten", "Der Streit der Facultäten", "Idee zu einer
allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht", "Das
Ende aller Dinge", "Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton
in der Philosophie"
HOCH
38. Hume,
David
David Hume (geb. 7.5.1711 in Edinburgh, gest. 25.8.1776 ebd.),
schottischer Philosoph, Historiker und Diplomat, bedeutenster
Vertreter der englischsprachigen Aufklärung und des frühen
Empirismus. Nach dem Vorbild der sich ausbildenden Naturwissenschaften
suchte Hume auch die Wissenschaft des Menschen durch Erfahrung
zu begründen. So forderte er auch im Bereich der philosophischen
Disziplinen die Einführung der induktiven Methode und die
Abkehr vom spekulativen Denken der zeitgenössischen Metaphysik
und Ontologie. Die naturalistisch-nüchterne Betrachtung des
Daseins sollte nach Hume treten sowie die Kritik an Aberglauben
und nicht überprüfbarer Metaphysik in den Mittelpunkt.
Für ästhetische sowie auch moralische Urteile galt es
primär, die subjektiven Bedingungen zu analysieren, statt
über die Seinsbedingungen zu spekulieren. Moralische Urteile
haben nach Hume kein objektives Sein, sie sind vielmehr, ähnlich
wie bei ästhetischen Urteilen, über die Schönheit
eines Dings, im subjektiv-menschlichem Erleben verhaftet. Zwischen
dem, was ist, und dem, was sein soll, besteht eine klare Differenz,
und wer diese einebnet, begeht nach Hume einen "naturalistischen
Fehlschluß". Hume betont dagegen die Bedeutung der Emotionen
auch für die menschliche Moral, die Verbindung von Glück
oder Unglück mit bestimmten menschlichen Gefühlen. Erfahrung
und Bewußtsein sind demnach ebenso Resultate kontingenter
Erlebnisse und Emotionen, die menschliche Identität somit
keine fest zu umreißende Entität, sondern ein wechselhafter
Zustand, der dementsprechend auch keine objektive Erkenntnis zuläßt.
Mit diesen Theorien wurde Hume zum Vorläufer eines radikalen
Skeptizismus und Solipzismus. Werke: "Untersuchung über den
menschlichen Verstand" (1748), "Untersuchungen über die Prinzipien
der Moral" (1751), "Naturgeschichte der Religion" (1755), "Dialoge
über natürliche Religion" (1779)
HOCH
Denker des deutschen Idealismus
und ihre Gegner:
39. Lessing,
Gotthold Ephraim
Was ist Eifersucht Gotthold Ephraim Lessing (geb. 22.1.1729, gest.
15.2.1781) ist einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller
der Aufklärung. Lessing stammte aus einem protestantischen
Pfarrhaus in Kamenz (Oberlausitz). Er studierte zunächst
in Leipzig (1746-1748) Theologie, Philologie und Philosophie.
Hier trat er mit einer Schauspielgruppe in Verbindung, die seine
ersten in dieser Zeit entstandenen Stücke aufführte
("Der junge Gelehrte", 1748; "Die alte Jungfer", 1748). Von finanziellen
Nöten geplagt, ging Lessing 1748 nach Wittenberg, wo er sein
Studium 1752 beendete, dann nach Berlin. Er arbeitete einige Jahre
als Kritiker, Übersetzer, Redakteur. Da die Tätigkeit
als freier Schriftsteller zwar geistige Freiheit garantierte,
aber große materielle Schwierigkeiten mit sich brachte,
nahm Lessing 1760 eine gut bezahlte Stelle als Sekretär in
Breslau an. 1767 wurde er für zwei Jahre Dramaturg und Kritiker
am Haburger Nationaltheater. Seit 1770 arbeitete er als Biblothekar
des Herzogs von Braunschweig und Wolfenbüttel. Lessing ist
in die Literaturgeschichte als Begründer des deutschen Nationaltheaters
und des bürgerlichen Trauerspiels eingegangen. Zeit seines
Lebens setzte er sich konsequent für eine Reform des Theaters
ein. Lessing ging es darum, ein Theater für die ganze Nation,
nicht für eine priviligierte adlige Minderheit, zu schaffen,
wobei vor allem aktuelle Probleme, bürgerliche Konflikte
im Mittelpunkt stehen sollten und mit der starren Form und der
gehobenen Ausdrucksweise des Klassizismus gebrochen werden sollte.
Die von Johann Christoph Gottsched begonnene Theaterreform entschieden
weiterführend, knüpfte er dabei vor allem an das antike
Theater, insbesondere an Aristoteles als auch an William Shakespeare
an. Lessing hat seine theoretischen und philosophischen Überlegungen
in den Schriften "Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei
und Poesie" (1766), "Briefe, die neueste Literatur betreffend"
(1759/65), "Hamburgische Dramaturgie" (1767/69) und "Die Erziehung
des Menschengeschlechtes" (1780) niedergelegt. Obwohl die Idee
eines Nationaltheaters seinerzeit aufgrund finanzieller Probleme
nicht verwirklicht werden konnte, hat Lessing mit seinen Stücken
"Miss Sara Sampson" (Trauerspiel, 1755), "Minna von Barnhelm"
(Lustspiel, 1767), "Emilia Galotti" (Trauerspiel, 1772) und "Nathan
der Weise" (Drama, 1779) einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung
des bürgerlichen Trauerspiels geleistet. Den Grundgedanken
dieser Werke bildet, im Sinne der Aufklärung, die Erziehung
zur Mündigkeit, zur Toleranz und zum kritischen Bewußtsein.
Lessings Stücke zählen heute neben denen Johann Wolfgang
Goethes, Friedrich Schillers und Jakob Michael Reinhold Lenz'
zum festen Repertoire der Schauspielpläne. Weitere Werke:
"Die Juden" (1749), "Der Freigeist" (1749), "Fabeln und Erzählungen"
(1753).
HOCH
40. Herder,
Johann Gottfried
Johann Gottfried von Herder (geb. in Mohrungen/Ostpreußen
25.8.1744, gest. in Weimar 18.12.1803), deutscher Schriftsteller
und Philosoph. Herder kam als Sohn eines evangelischen Kantors
zur Welt. Er studierte von 1762 bis 1764 Theologie in Königsberg,
wo er Schüler von Immanuel Kant war. In Riga arbeitete er
zunächst als Prediger und Lehrer, trat aber 1769 eine Schiffsreise
nach Frankreich an, über die er "Das Journal meiner Reise
1769" schrieb. 1770 traf er in Straßburg auf Goethe. Die
Begegnung führte zum Beginn der Sturm-und-Drang- Bewegung,
deren bedeutendster Theoretiker Herder wurde. Er geriet in eine
heftige Debatte mit Gotthold Ephraim Lessing, in der er in der
Literatur Originalität statt Nachahmung forderte. 1771 ging
er als Hofprediger nach Bückeburg und kam schließlich
1776 auf Goethes Vermittlung hin als Prediger und Generalsuperintendent
nach Weimar, wo er bis zum Ende seines Lebens blieb. Er überwarf
sich später mit Goethe und freundete sich mit Jean Paul an,
der seine sich entwickelnde Feindschaft mit der Klassik-Bewegung
ebenso unterstützte, wie Christoph Martin Wieland. Selbst
sein ehemaliger Lehrer Kant sah sich Herders Attacken ausgesetzt,
und es wurde deutlich, daß der selbstbewußte Philosoph
die Anwesenheit eines gleichwertigen und dazu noch berühmteren
Charakters (Goethes) in seiner Nähe nicht ertragen konnte.
Herder war der Kirche immer suspekt. Seine Auslegung der Bibel
als peotische Summe der Naturreligionen, seine Gleichsetzung von
Gott und Natur, seine Weigerung, sich gesellschaftlichen Konventionen,
wie dem Tragen einer Perücke, anzupassen, und schließlich
seine Nähe zu den Gedanken Spinozas machten ihn zu einem
unbequemen Verfechter des Glaubens. Von Montesquieu und Johann
Winckelmann beeinflußt, schuf er die Grundlagen für
den Historismus. Ebenso waren seine Werke bahnbrechend für
die sozialgeschichtliche Literaturwissenschaft. Als Wegbereiter
der deutschen Klassik wirkten die Gedanken Herders besonders stark
auf die Romantiker, aber auch auf Sprachphilosophen wie etwa Wilhelm
Humboldt. Eines der Hauptziele Herders war die Vereinigung von
Verstand und Gefühl. Werke (Auswahl): - "Über den Ursprung
der Sprache" (1772) - "Von deutscher Art und Kunst" (1773 - "Stimmen
der Völker in Liedern" (1778) - "Ideen zur Philosophie der
Menschheit" (1784-91)
HOCH
41. Fichte,
Johann Gottlieb
Johann Gottlieb Fichte (geb. 19.5.1762 in Rammenau, gest. 27.1.1814
in Berlin), deutscher Philosoph. Er entwickelte Immanuel Kants
Transzendentalphilosophie zum Idealismus, wonach die praktische
Vernunft und die moralische Autonomie und Freiheit im Mittelpunkt
stehen. Fichte, der aus armen Lebensverhältnissen stammte,
wurde durch seine Schrift "Versuch einer Kritik aller Offenbarung",
welche 1792 anonym erschien und zuerst als eine religionskritische
Arbeit Kants angesehen wurde, berühmt, nachdem Kant selbst
den Namen des Verfassers bekanntgab. So wurde er schon 1794 als
Professor nach Jena berufen, mußte jedoch 1800 Jena wieder
verlassen, nachdem ihm seine religionsphilosophischen Vorstellungen
den Vorwurf des Atheismus einbrachten, den er nicht zu entkräften
vermochte. Durch seine "Reden an die deutsche Nation" erregte
er 1807/08 abermals das öffentliche Interesse, nachdem vor
dem Hintergrund der französischen Hegemonialpolitik das Nationalbewußtsein
in den deutschen Kleinstaaten erwachte und das Ziel einer einheitlichen
und autonomen deutschen Nation stärker in den Vordergrund
trat. 1809 wurde Fichte in Berlin Professor und 1811 der erste
gewählte Rektor. Fichtes Werk stellt einen Höhepunkt
des deutschen Idealismus dar. Er sah seine Arbeiten als Vollendung
der Kantischen Philosophie an, die er zu einem geschlossenen System
erweitern wollte. Desweiteren muß für ein Verständnis
der Philosophie Fichtes der historische Kontext berücksichtigt
werden, d.h. die erst im Zusammenhang der französischen Revolution
nachvollziehbaren theoretischen Bestrebungen, eine Theorie des
selbstbestimmten und autonomen Subjekts zu formulieren, das sich
als freier Wille selbst bestimmt und emazipiert. Kants erkenntnistheoretische
Arbeiten und seine Vorstellungen von moralischer Freiheit bildeten
hier die wichtigen Voraussetzungen. Erkenntnistheorie und Moral
waren bei Kant jedoch durch ein Spannungsverhältnis geprägt,
welches das Subjekt der Natur und den Dingen gegenüber als
unvereinbar darstellt. Zum einen reicht nach Kant die menschliche
Erkenntnis nicht an die objektive Dingwelt heran, an die sogenannte
"Dinge-an-sich", sondern lediglich an die Erscheinung der Dinge,
die jedoch geprägt sind durch die räumliche und zeitliche
Bedingtheit des menschlichen Erkenntnisvermögens; zum anderen
formuliert Kant die moralische Freiheit als eine vernünftige
und frei zu wählende Pflicht, die immer als Überwindung
der natürlichen Neigung gesehen wird, also auch als Selbstüberwindung
gegen eigene natürliche Bedürfnisse. Diese Spaltung
auch von Vernunft und Gefühl wurde für die nach Kant
sich etablierende Philosophie zum Problem und zur Einschränkung
einer Subjektvollendung. Fichte setzt bei diesem Problem der Wiedervereinigung
an. Daß dem Menschen die Erkenntnis des Dings-an-sich unmöglich
sein sollte, war aus seiner Perspektive ein intolerables Faktum
des Kantianismus. Die Gegenüberstellung von Subjekt und fremder
Objektivität bzw. Natur konnte es seiner Meinung nach nicht
geben. Vielmehr war nach Fichte die Subjektivität der Ausgangspunkt
der Dingwelt; das Subjekt setzt erst durch das Denkvermögen
die Objektwelt, schließt diese also in sich ein. In Fichtes
Terminologie der "Wissenschaftslehre", seinem seit 1794 in zahlreichen
Fassungen erschienenen Hauptwerk, setzt das "Ich" sich selbst
und das "Nicht-Ich", wobei Ich und Nicht-Ich in enger Abhängigkeit
zueinander stehen. Die Subjektvorstellung, die dabei dem Ich zugeschrieben
wird, ist allerdings weniger als endliche Individualität
vorzustellen, sondern vielmehr als eine Absolutheitsvorstellung,
die das Verhhältnis des Menschen zur Welt allgemein betrifft
und den Menschen also als Gattungswesen begreift. Daß letztlich
auch bei Fichte das konkrete Subjekt sich nur im Widerstand, d.h.
in der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Dingwelt zum
freien Willen erhebt, bezeugt damit eine weiterhin bestehende
Affinität zu den Vorstellungen der kantischen Philosophie,
die auch Fichte nicht zu überwinden vermag. Die angestrebte
Harmonisierung bleibt eine Art der regulativen Idee, der man sich
ad infinitum anzunähern hat, ohne sie realiter umsetzen zu
können. Weitere Hauptwerke "Sittenlehre" (1798), "Die Bestimmung
des Menschen" (1800), "Der geschlossene Handelsstaat" (1800),
"Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters" (1804/05),
"Anweisung zum seligen Leben" (1806).
HOCH
42. Schopenhauer,
Arthur
Was ist Leben Arthur Schopenhauer Arthur Schopenhauer (geb. 22.2.1788
in Danzig, gest. 21.9.1860 in Frankfurt), deutscher Philosoph.
Schopenhauer war Sohn eines Kaufmanns und einer Schriftstellerin
und mußte auf den Druck des Vaters hin eine Kaufmannslehre
absolvieren. Nach dem Tode des Vaters brach er die Lehre ab und
zog mit seiner Mutter nach Weimar, wo er Goethe, Wieland und die
Gebrüder Schlegel (August Wilhelm Schlegel und Friedrich
Schlegel) kennenlernte. 1809 begann Schopenhauer in Göttingen
sein Studium, setzte dieses von 1811 bis 1813 schließlich
in Berlin fort. Hier hörte er Vorlesungen von Schleiermacher
und vor allem Fichte, der seine eigene Philosophie stark beeinflußte.
1813 legte er in Berlin seine Dissertation vor, 1819 erschien
sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung". 1820 begann
er eine kurze Dozententätigkeit in Berlin, die er jedoch
schon ein Jahr später aufgrund der geringen Resonanz wieder
abbrach. Auch der Konflikt mit Hegel fällt in diese Zeit,
wobei Schopenhauer zeitlebens gegen dessen Philosophie polemisierte.
Aufgrund des väterlichen Erbes war Schopenhauer wirtschaftlich
unabhängig und lebte seit 1820 zurückgezogen und unverheiratet
als Privatgelehrter. In seiner Philosophie verstand sich Schopenhauer
als direkter Erbe Kants und ähnlich wie dieser geht er davon
aus, daß die Welt (des Subjekts) primär Vorstellung
ist, also die durch das menschliche Denken formierte Erscheinung
und das hinter diesen Erscheinungen die unerkennbaren "Dinge an
sich" bestehen. "Die Welt ist meine Vorstellung", lautet der erste
Satz in die "Welt als Wille und Vorstellung". Dem reflektierenden
Menschen "wird deutlich und gewiß, daß er keine Sonne
kennt und keine Erde; sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne
sieht, eine Hand, die eine Erde fühlt" (ebd.). Es besteht
demnach kein Objekt ohne ein erkennendes Subjekt und umgekehrt.
Schopenhauer beschränkt sich jedoch nicht auf dieses erkenntnistheoretische
Modell, sondern nimmt zugleich den Willen in den Blick, die "Dinge
an sich" trotzdem erkennen zu wollen. "Wir fragen, ob diese Welt
nichts weiter als, als Vorstellung sei" (ebd.). Der Wille wird
schließlich für Schopenhauer zum absoluten Grundprinzip
a priori, zum einen da der menschliche Körper für ihn
die Objektivation des Willens darstellt, zum andern weil der Wille
das allgemeine Prinzip auch der Erscheinungen darstellt. Vereinfachend
kann man sagen: der Wille ist das Ding an sich, welches wir zwar
nicht erkennen, an dem wir aber partizipieren. Alle Kräfte
der Natur beruhen auf diesen Kräften eines Willens. Dem Willen
als Grundprinzip allen Lebens ist dabei ein stetiges Streben eigen.
Dieses stetige Streben als Prinzip bedeutet aber auch eine ständige
Unzufriedenheit, ein Leiden an der ausbleibenden Erfüllung.
Der Wille will immer weiter. Beendet werden kann dieses vielseitige
Leiden nur durch die Verneinung des Willens zum Leben, durch den
Übergang ins Nichtsein. Schopenhauer sieht diese Verneinung
des Willens, der sich im Menschen instinktsicher als Daseins-
und Fortpflanzungsdrang entfaltet, als eine reflektierte Leistung
an, im Sinne des Buddhismus als eine letzte Erfüllung (Nirvana).
Diese Verneinung bedeutet auch die Überwindung der individuellen
Grenzen, ein "Sichwiedererkennen" auch in der fremden Erscheinung,
letztlich auch ein Mitleiden, welches für Schopenhauer zum
obersten moralischen Prinzip wird und zur Basis einer Gerechtigkeit.
Das Mitleiden bezieht sich dabei nicht nur auf den Menschen, sondern
auf alle lebenden Wesen. Schopenhauers zum einen nihilistische,
zum anderen vitalistische Anschauungen hatten großen Einfluß
auf Richard Wagner und Nietzsche, Friedrich. Weitere Werke "Über
die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" (1813),
"Über den Willen in der Natur" (1836), "Die beiden Grundprobleme
der Ethik" (1860), "Parerga und Paralipomena" (2 Bde. 1851)
HOCH
43. Hegel,
Georg Friedrich Wilhelm
Georg Friedrich Wilhelm Hegel (geb. 27.8.1770 in Stuttgart, gest.
14.11.1831 in Berlin), deutscher Philosoph und bedeutendster Vertreter
des deutschen Idealismus. Hegel studierte von 1788 bis 1793 gemeinsam
mit Hölderlin und Schelling am Tübinger Stift Philosophie
und Theologie. Von 1793 an übernahm er verschiedene Hauslehrertätigkeiten
in Bern und Frankfurt. Durch die Vermittlung Schellings konnte
Hegel ab 1801 eine Dozententätigkeit in Jena antreten und
wurde hier schließlich Professor. Aufgrund wirtschaftlicher
Schwierigkeiten gab Hegel 1807 seine Lehrtätigkeit auf und
wurde vorübergehend Redakteur der Bamberger Zeitung und ab
1808 Rektor des Gymnasiums in Nürnberg. Erst 1816 erfolgte
eine neue Berufung als Professor nach Heidelberg und ab 1818 nach
Berlin, wo er den seit 1814 unbesetzten Lehrstuhl Fichtes übernahm.
In Berlin wurde Hegel zum einflußreichsten Philosophen seiner
Zeit. Sein Werk wurde zum maßgeblichen Ausgangspunkt der
nachfolgenden Philosophie von Marx bis Nietzsche. Hegels Werk
markiert den Schnittpunkt von materialistischem Aufklärungsdenken
und romantischen Ganzheitsbestrebungen. Die Forderungen nach einem
selbstbestimmten und autonomen Subjekt, die in den Ereignissen
der Französischen Revolution ihren historischen Ausdruck
fanden und die bei den französischen Aufklärungsphilosophen
sowie insbesondere im Werk Kants ihre theoretische Fundierung
erfuhren, wurden gerade in den deutschen Territorialstaaten kritisch
diskutiert, wo religiös motivierte Absolutheitsvorstellungen
und die Kritik an der atomistischen und mechanistischen Auffassung
der Aufklärung sowie an den politischen Auswirkungen der
Französischen Revolution stark verbreitet waren. Zwar übernimmt
auch Hegel die Forderung des autonomen Subjekts, doch hält
er stärker an einem Versöhnungsgedanken fest, der die
Relation von Individuum und Allgemeinheit betrifft. Seit der Aufklärung
wurde Vernunft ausschließlich durch das autonome Subjekt
gesetzt, was die radikale Trennung von vernünftigem Subjekt
und Objektwelt bedingte. Die Natur wurde letztlich nur zum Material
einer instrumentellen menschlichen Vernunft, die Vorstellung von
Gesellschaft zu einer atomistischen Gemeinschaft autonomer Individuen,
die das Ideal abstrakter Gleichheit umzusetzen suchten. Ähnlich
wie Schiller, Hölderlin oder Herder sah auch Hegel in der
griechischen Polis das Ideal einer Identität der einzelnen
Bürger mit dem Gemeinwesen erstmals verwirklicht, doch mußte
für ihn diese "naive", d.h. unreflektierte Identität
im Verlauf der Geschichte zerbrechen und zu einer neuen Versöhnung
finden, deren Möglichkeit Hegel mit der bürgerlichen
Gesellschaft gegeben sah. Zudem faßte Hegel die Vernunft
nicht als eine individuelle oder intersubjektive Kategorie, sondern
als eine absolute, fast göttlich definierte Entität,
die im Verlauf der Geschichte als fortschreitende Entwicklung
zum Ausdruck kommt und auch in der Natur ihren Niederschlag findet.
Diese Entwicklung der Vernunft ist dabei eine dialektische, die
aus den Widersprüchen resultierende Bewegung auf eine Vollendung
hin (siehe hierzu auch Dialektik). Die Aufgabe der Philosophie
ist nach Hegel, diese sich entwickelnde Vernunft in der Geschichte
und in der gegebenen Wirklichkeit nachzuweisen und in Begriffe
zu fassen; Philosophie wird zur Suche nach der Vernunft in der
Geschichte. In der "Phänomenologie des Geistes" untersucht
Hegel in diesem Zusammenhang die Entwicklung des menschlichen
Bewußtseins, das in seinem Verlauf bestimmt wird durch das
Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft, durch die fehlende
Anerkennung beider Seiten, die das "unglückliche Bewußtsein"
hervorbrachte, das in seiner Vereinzelung stets nach Überwindung
und Versöhnung strebt. Diese Entfremdung wird schließlich
überwunden in der sich ihrer selbst bewußt werdenden
Vernunft. Ähnlich entwickeln sich nach Hegel auch die Manifestationen
des "objektiven Geistes", d.h. die Formen und Institutionen der
menschlichen Gemeinschaft wie Recht, Moralität und Sittlichkeit.
In seinen "Grundlinien der Philosophie des Rechts" begreift Hegel
die Sittlichkeit des Staates als die Synthese von Recht und Moralität,
wobei letztlich der Staat selbst diese höchste Einheit von
Subjektivität und Objektivität darstellt, eine Einheit,
die Hegel zum Teil in den preußischen Staatsstrukturen verwirklicht
sah, was schließlich den Vorwurf des Reaktionären in
seiner Philosophie bedingte. Problematisch bleibt hierbei die
Voraussetzung Hegels, daß den allgemeinen Strukturen gegenüber
dem Einzelnen Priorität zukommt. Werke "Phänomenologie
des Geistes" (1807), "Logik" (1812-16), "Enzyklopädie der
Wissenschaften" (1817, 27, 30), "Grundlinien der Philosophie des
Rechts" (1821), "Vorlesungen über die Ästhetik".
HOCH
44. Schelling,
Friedrich Wilhelm Joseph v. Schelling (geb. 1775, gest. 1854),
deutscher Natur- und Religionsphilosoph, Vertreter des deutschen
Idealismus und der Romantik. Entwickelte eine Naturphilosophie,
in der er die Natur als werdendes Ich begriff. Als Vertreter des
ästhetischen Idealismus war für ihn Kunst "das einzige
wahre und ewige Organon der Philosophie". Alle Gegensätze,
z.B. Geist und Natur, entspringen nach Schelling dem indifferenten
Absoluten und sind nur Äußerungsweisen des Identischen
(Identitätsphilosophie). Hauptwerke: "Ideen zu einer Philosophie
der Natur", "Philosophie der Kunst", "Philosophie der Offenbarung".
HOCH
45. Marx,
Karl
Was ist Geld Karl Marx (geb. 5.5.1818 Trier, gest. 14.3.1883 London),
zusammen mit Engels Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus,
siehe (Marxismus). Lebenslauf: Er studierte Jura, Geschichte und
Philosophie, 1842/43 Redakteur der "Rheinischen Zeitung". Löste
sich aus dem Kreis der Junghegelianer und wandte sich dem Materialismus
zu. 1844 Herausgeber der Deutsch-Französischen Jahrbücher
in Paris. 1847/48 verfaßten Marx und Engels im Auftrag des
"Bundes der Kommunisten" das Kommunistische Manifest. Während
der Revolution 1848/49 ausgewiesen. Zog nach London, wo er bis
zu seinem Tode lebte. Sein Werk: 1867 erschien "Das Kapital",
1. Band, 1871 Bürgerkrieg in Frankreich, 1875 Kritik am Gothaer
Programm. In diesen beiden Schriften entwickelte Marx u.a. die
Theorie der Diktatur des Proletariats als Instrument zur revolutionären
Umgestaltung der Gesellschaft. Nach Marx' Tod gab Engels den 2.
und 3. Bd. des Buchs "Das Kapital" heraus. Von Georg Hegel übernahm
Marx die dialektische Methode und Geschichtsauffassung und verwandelte
sie zum dialektischen Materialismus und historischen Materialismus.
Danach wird die gesellschaftliche Entwicklung von ökonomischen
Verhältnissen und Kräften bestimmt.
HOCH
46. Kierkegaard,
Sören
Sören Kierkegaard Sören Kierkegaard (geb. 5.5.1813 in
Kopenhagen, gest. 11.11.1855 ebd.), dänischer Theologe und
Philosoph. Kierkegaard wurde mit seiner die menschliche Entscheidung
betonenden Philosophie zu einem der wichtigsten Vorläufer
des Existentialismus. In seinem Hauptwerk "Entweder, Oder" begreift
Kierkegaard die individuelle Existenz als die Möglichkeit,
zwischen bestimmten Lebensmodellen zu wählen. Er unterscheidet
hier verschiedene Lebensweisen bzw. -stadien. So ist die "ästhetische
Existenz" ganz auf die spontane Befriedigung ausgerichtet. Das
Leben wird durch die Unmittelbarkeit der Ereignisse bestimmt sowie
durch die stete Vermeidung von Langeweile und Schmerz. (siehe
dazu auch Hedonismus). Gebrochen scheint diese Art der Lebensführung
lediglich durch die Angst vor der eigenen Verantwortung, die wiederum
die "ethische Existenz" als Alternative auszeichnet. Ist der ästhetische
Geisteszustand einer, der immer wieder von neuem unbefriedigt
ist und der kein eigentliches Ziel hat, so erscheint der ethische
Zustand als stille Zufriedenheit über die erfüllten
Pflichten und die übernommene Verantwortung. Unterschieden
werden beide Modelle auch in ihren Beziehungsmuster: dem ästhetischen
Zustand entspricht dabei die "romantische" Liebe, die nur existiert,
um die spontanen Leidenschaften zu befriedigen. Der ethischen
Existenz korreliert die Ehe, mit ihren dauernden Pflichten und
ihren festen Beziehungsregeln. Zwar geht Kierkegaard von der Wahl
aus, die eine individuelle Entscheidung ist, doch scheint er zumindest
tendenziell die ethische Existenz als Überwindung der ästhetischen
anzusehen, wobei als Zwischenstufe der ironische Zustand benannt
wird, in dem die ästhetische Lebensführung als andauernde
Unzufriedenheit reflektiert wird, in dem aber auch die Pflichtbestimmtheit
der ethischen Lebensart nicht eingelöst bzw. als Erfüllung
gesehen werden kann. Lediglich dem Humor scheint hier eine mögliche
Versöhnung zuzukommen. Auch die Religion wird in Kierkegaards
Entscheidungsphilosophie zu einer wählbaren Lebensform, in
deren Mittelpunkt der Begriff der Schuld steht. Kierkegaard wendet
sich strikt gegen den Versuch, die Religion in vernünftigen
Kategorien und Begriffen darzustellen, so wie dies noch Hegel
unternahm. Vom Standpunkt der menschlichen Vernunft aus ist die
Religion irrational und paradox. Der religiöse Glaube kann
nicht vernünftig begründet werden, vielmehr ist er eine
persönliche Entscheidung, das zu tun oder nicht zu tun, was
Gott in seiner Selbstoffenbarung anordnet. Dabei lehnt Kierkegaard
das "offizielle" Christentum und die Kirche rigoros ab. Religion
erscheint als radikale Existenzform, als individuelle Hingabe
an die christliche Wahrheit. Werke "Aus eines noch Lebenden Papieren"
(1838), "Über den Begriff der Ironie" (1841), "Entweder-Oder"
(1843), "Furcht und Zittern" (1843), "Die Wiederholung" (1843),
"Philosophische Brocken" (1844), "Der Begriff der Angst" (1844),
"Stadien auf des Lebens Weg" (1845), "Der Liebe Tun" (1847), "Christliche
Reden" (1848), "Die Krankheit zum Tode" (1849), "Einübung
im Christentum" (1850).
HOCH
Abschied von der spekulativen
Philosophie:
47. Dilthey,
Wilhelm
Wilhelm Dilthey (geb. 19.11.1833 in Biebrich, gest. 1.10.1911
in Seiz), deutscher Philosoph, war der Begründer einer geisteswissenschaftlich
orientierten Schule der Philosophie, die das Verstehen in der
Ganzheit (kulturelle und hitorische Kontexte) dem naturwissenschaftlichen
Erkenntnismodell gegenüberstellt. Dilthey bemühte sich,
eine Erfahrungswissenschaft der geistig-kulturellen Erscheinungen
zu begründen. Nach Gegenstand und Methode sollte die Geisteswissenschaft
erkenntnistheoretisch neu begründet werden und weniger analytisch
als vielmehr verstehend und erklärend die kulturellen Manifestationen
der Geschichte nachvollziehen. Die so fundierte Hermeneutik bezieht
die Vergegenwärtigung der eigenen historischen Situation
des Interpreten und den Nachvollzug des zu untersuchenden historischen
Gegenstandes aufeinander, um somit zu Erkenntnissen zu gelangen.
Großen Einfluß übte Dilthey auf die Geschichtstheorie,
Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie aus sowie auch
auf einzelne Philosophen (Spranger, Ortega, Jaspers, Heidegger).
Werke "Erlebnis und Dichtung" (1877), "Von deutscher Dichtung
und Musik" (1933), "Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den
Geisteswissenschaften", "Zur Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts".
HOCH
48. Spranger,
Carl-Dieter
Carl-Dieter Spranger (geb. 28.3.1939 in Leipzig), deutscher Politiker
(CSU). Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit
der Bundesrepublik Deustchland.
49. Uexküll,
Jakob Johann Baron von, (8.9.1864-25.7.1944), dt. Biologe und
Umweltforscher, einer der Begründer der vergleichenden Physiologie.
HOCH